Während die Spanier ihre heiß geliebten Tapas haben, stammen aus Italien legendäre Antipasti-Variationen. Wobei die kulinarische Vielfalt in kleinen Portionsgrößen tatsächlich die einzige Gemeinsamkeit ist. Schließlich heißt Antipasto übersetzt "vor der Mahlzeit". Und genau das ist dann auch der große Unterschied zu den spanischen Tapas. Die kleinen italienischen Köstlichkeiten begleiten einen nicht den ganzen Abend lang, sondern bilden als kleine Gerichte den Auftakt zu einem mehrgängigen Menü. Damit stellt sich dann aber auch automatisch die Frage, welcher Wein zu Antipasti gereicht wird.
Die Antwort ist gar nicht so einfach, denn Antipasti sind schließlich enorm abwechslungsreich. Neben Bruschetta, Caprese, Carpaccio und Vitello Tonnato gibt es schließlich noch Allerlei aus dem Meer und dem Gemüsebeet. Nicht zu vergessen, dass auch Salami und Schinken eine ebenso wichtige Rolle beim Thema Wein zu Antipasti spielen wie diverse Käsesorten und Oliven. Höchste Zeit also, etwas tiefer in die Materie einzutauchen!
Wein zu Antipasti-Platten
Es ist einer der großen Klassiker italienischer Restaurants. Antipasti misto. Also eine Platte mit gemischten Antipasti. Von Salame und Prosciutto di Parma über Peperonata, Burrata, Prosciutto e Melone bis hin zu Oliven und gegrillten Garnelen kann da quasi alles mit dabei sein. Sarde in saòr, also marinierte Sardinen, werden da inzwischen ebenso gerne angeboten wie frittierte Zucchiniblüten, die auf der Karte meistens als Fiori di Zucca zu finden sind. Oft tummeln sich die verschiedenen Antipasti in einer Vitrine, sodass man sich als Gast aussuchen kann, was genau auf dem Teller landen soll.
Solch eine Vielfalt ist natürlich herrlich, bringt aber ein Problem mit sich. Denn die Aromenbandbreite solch einer Platte ist meist so groß, dass man schon ein wenig ins Trudeln gerät, wenn es darum geht, den richtigen Wein zu Antipasti-Platten zu finden. Es sollte ja schon so etwas wie ein Universalbegleiter sein. Genau an dieser Stelle möchten wir Schaumwein ins Spiel bringen. Nämlich Prosecco. Das venezianische Kultgetränk macht nämlich nicht nur als Aperitif eine hervorragende Figur, sondern kann Wein zu Antipasti ganz wunderbar ersetzen. Die fruchtige Frische eines Proseccos in Kombination mit den Kohlensäurebläschen kann nämlich tatsächlich die unterschiedlichsten Aromen eines Essens ausbalancieren - und so harmonisch miteinander verbinden.
Wer es im Glas nicht prickelnd haben möchte, kann auch einfach einen Pinot Grigio wählen. Dieser ist ein idealer Speisenbegleiter, der sowohl zu Gemüse wie auch zu Fisch- oder Fleischkomponenten bei Antipasti misto passt. Landen vorwiegend Fisch und Meeresfrüchte auf dem Teller, dann sind Weißweine wie Lugana, Pecorino (bitte nicht mit dem gleichnamigen Käse verwechseln) oder Soave mit ihren frischen und zitrischen Noten eine gute Wahl. Fleischlastigere Kombinationen hingegen können gut einen Lambrusco oder Chianti ab. Beide Rotweine bestechen mit einem mittleren Körper und moderaten Gerbstoffen. Eine Kombination, die ideal zu Salame, Prosciutto und Co. passt.
Wein zu Antipasti mit Tomaten
Natürlich muss man Antipasti nicht immer und ständig miteinander mischen. Es gibt diverse Klassiker, die solo ein großer Genuss sind. Wie etwa die kleinen gerösteten und mit Knoblauch eingestrichenen Brotscheiben, die meist üppig mit Tomaten und Basilikum belegt sind. Bruschetta. Ohne Brot, dafür ebenso frisch, kommt Caprese daher. Hier wechseln sich in Scheiben geschnittene Tomaten und Mozarella ab, zu denen sich Olivenöl, Balsamico-Essig und Basilikum gesellen. Und dann gibt es da natürlich noch Panzanella, den italienischen Brotsalat. Auch da geben Tomaten den Genusston an.
Genau hier schlägt dann die große Stunde der italienischen Rotweine. Ob nun Barbaresco, Dolcetto, Chianti Classico oder ein einfacher Valpolicella. Sie alle passen mit ihrem etwas schlankeren Körpern und den gefälligen Tanninen ganz wunderbar. Wer lieber einen Weißwein ins Glas haben möchte, kann auch hier problemlos auf einen Pinot Grigio zurückgreifen. Oder aber auf einen milden Chardonnay. Wichtig ist nur, dass die Weinsäure nicht zu hoch ist, da diese durch die säurereichen Tomaten verstärkt wird. Das könnte schnell unangenehm werden. Dann vielleicht doch lieber einen etwas milderen Pecorino.
Wein zu Carpaccio
Ein weiterer großer Klassiker ist das Carpaccio. Also hauchdünn geschnittenes rohes Rinderfilet mit geraspeltem Parmesankäse, Olivenöl und Balsamico-Essig. Kreiert wurde Carpaccio übrigens Mitte des 20. Jahrhunderts von Giuseppe Cipriani, dem Betreiber der berühmten Harry’s Bar in Venedig. Bereits die Erfindung des Cocktails Bellini ging auf seine Kappe. Als seiner Stammkundin Contessa Amalia Nani Mocenigo vom Arzt der Verzehr von gekochtem oder gebratenem Fleisch untersagt wurde, servierte Cipriani ihr kurzerhand die neu erdachte Spezialität. Und weil er schon seinen Cocktail nach einem italienischen Maler benannte, machte er das auch bei seiner neuesten Kreation. Vittore Carpaccio (1465 bis 1520) war nämlich ein Maler der sogenannten "venezianischen Schule".
Der Carpaccio-Ursprung liegt also in Venetien. Was liegt da näher, als einen Amarone della Valpolicella dazu zu genießen? Die intensive Fruchtaromatik dieses besonderen Appassimento-Weins harmoniert sehr gut mit dem intensiven Rindergeschmack des rohen Fleisches. Selbiges gilt allerdings auch für einen süffigen Primitivo aus Apulien. Bleiben wir ruhig im roten Süden, denn auch ein Nero d’Avola aus Sizilien passt mit seinen Aromen von Schwarzkirsche und dunkler Pflaume bestens. Heutzutage findet man auch immer häufiger Carpaccio aus Lachs, Thunfisch oder diverse Gemüsesorten auf der Restaurantkarte. Hier ist ein Rosé meist eine ebenso gute Wahl wie ein Lugana oder ein Gavi aus dem Piemont.
Wein zu Vitello Tonnato
Und dieser Vorschlag aus dem Piemont bringt uns dann nahtlos zu einem anderen beliebten Antipasto. Nämlich Vitello Tonnato, das seinen Ursprung in eben dieser norditalienischen Region hat. Hier vereint sich schonend gegartes und dünn geschnittenes Kalbfleisch mit einer Sauce aus Thunfisch, Sardellen, Kapern und Mayonnaise. Wobei die Thunfisch-Sauce ursprünglich nicht mit dabei war. Das Originalrezept aus dem 18. Jahrhundert hieß "Vitel tonne" und kam ausschließlich mit Kalbsnuss aus. Ende des 19. Jahrhunderts kam dann der Thunfisch dazu - und erst in den 1960er-Jahren die Mayonnaise. Wir reichen zu diesem mehr als köstlichen Gericht gerne einen gut gereiften Barolo, dem Königswein aus dem Piemont. Auf der weißen Weinseite passen Roero Arneis oder Gavi ebenso gut wie ein Pinot Grigio.
Vitello gibt es in Italien übrigens in zahlreichen Abwandlungen. In der Lombardei wird zum Beispiel unter dem Namen Vitello al latte Kalbsbraten in Milch gereicht. Auch hier lohnt es sich, in der Gegend zu bleiben. Deswegen empfehlen wir an dieser Stelle einen weißen Lugana aus der Lombardei, der die feinen Milch-Noten ideal mit seiner Frische ergänzt. In Ligurien wird das Kalbfleisch in Weißwein geschmort und heißt dann Vitello all’ucceletto. Ein ligurischer Vermentino ist auf der weißen Seite dazu ein großer Genuss.
Wenn, wie auf Sardinien, eine Anchovi-Sauce mit Kapern auf das Kalbfleisch trifft, hat man Vitello alla sarda auf dem Teller. Sardinien ist ein echtes Mekka an indigenen Rebsorten. Wie wäre es da zum Beispiel mit einem Weißwein aus der Nuragus-Traube oder einem Rosso aus Nieddera? Internationaler geht es mit einem Carignano zu, einer Rebsorte, die besser unter ihrem französischen Namen Carignan bekannt ist. Die saftigen, rotfruchtigen Aromen der Rebsorte passen prima zu der salzigen Sardinen-Sauce.
Wein zu Antipasti: Ein Blick über den italienischen Tellerrand
Sie haben es vielleicht schon bemerkt: Bis jetzt haben wir Ihnen ausschließlich italienischen Wein zu Antipasti empfohlen. Das hat auch einen sehr praktischen Grund. Caprese oder Bruschetta mögen noch recht regelmäßig auf dem Teller zuhause landen. Aber Antipasti wie Vitello Tonnato, die etwas aufwendiger in der Zubereitung sind, genießt man doch eher im italienischen Restaurant seines Vertrauens. Und auf den Weinkarten stehen dort meistens tatsächlich ausschließlich italienische Weine. Was übrigens nur bedingt etwas mit Lokalpatriotismus zu tun hat. Für kein anderes Land der Welt gilt die Prämisse "what grows together, goes together" so sehr wie für Italien. Viele kulinarische Spezialitäten entstanden dort quasi direkt neben den Reben. Da liegt es nahe, auf diese Nachbarschaft zurückzugreifen, wenn es um Wein zu Antipasti geht.
Trotzdem ist es natürlich auch kein Problem internationaler zu denken. Wem ein italienischer Pinot Grigio zum Beispiel nicht so zusagt, der wählt eben einen Grauburgunder aus Baden oder der Pfalz oder einen Pinot Gris aus dem Elsass. Statt Prosecco kann es auch gerne ein spanischer Cava oder ein deutscher Winzersekt sein. Champagner geht ja bekanntlich auch immer. Und Chianti und Konsorten lassen sich hervorragend durch einen deutschen oder französischen Pinot Noir ersetzen. Soll es etwas kräftiger im Glas zugehen, dann schenken Sie sich doch statt Primitivo das amerikanische Pendant Zinfandel ein. Oder Cabernet Sauvignon! Vor allem die Gewächse aus dem Napa Valley sind zu einem Carpaccio einfach perfekt. Solche internationalen Weine werden Sie auf der Weinkarte eines italienischen Restaurants zwar nur selten finden, aber für Zuhause sind sie eine prächtige Alternative.
3 Antworten auf „Wein zu Antipasti - was passt?“
[…] zu dezent salzig schmeckenden Meeresfischen wie Thunfisch, Dorsch und auch Fisch-Tapas und -Antipasti. Etwas unbekannter, aber dafür eine tolle Wahl ist Gavi – Italiens Chablis! Aber auch Chardonnay […]
[…] aber harmonisch in den Gesamteindruck eingebunden. Jetzt noch ein paar Tapas oder wahlweise Antipasti dazu und das Leben ist gut! Noch etwas knackiger geht es ein wenig weiter westlich zu. Denn dort […]
[…] guter ist. Denn dieser Prickler aus der norditalienischen Emilia-Romagna wird dort traditionell zu Antipasti wie Salame und Bresaola genossen. Mit seiner Kirsch- und Himbeer-Fruchtigkeit harmoniert er aber […]