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Crémant - eine prickelnde Erfolgsgeschichte

Ob nun aus dem Elsass, der Loire oder aus den anderen perlenden französischen Weinregionen: Crémant ist mit seiner feinen Perlage ein gern gesehener Gast im Glas. Wir verraten Ihnen alles zur Herkunft und Stilistik des edlen Schäumers.

Kein Schaumwein vermittelt uns so perfekt das französische Lebensgefühl, dieses Laissez-faire mit seiner unbeschreiblichen Leichtigkeit wie Crémant. Schon der Name beschreibt das besondere, samtige Gefühl am Gaumen. Kein Wunder, dass er seit Jahren zu den meistgetrunkenen Schaumweinen gehört.

Sowohl in Frankreich als auch in anderen Ländern wird Crémant als prickelnde Alternative zu Champagner sehr geschätzt. 2019 tranken die Deutschen sogar mehr Crémant als Champagner! Diese Beliebtheit belegen auch die Exportzahlen, die im ersten Halbjahr 2019 auf 5,76 Millionen Flaschen angestiegen sind. Was für eine Erfolgsgeschichte!

Sektglas auf einem festlich gedeckten Tisch

Auf der Suche nach der Wortherkunft

Crémant nannte man früher in der Champagne diejenigen Schaumweine, die einen Druck von etwa drei statt der üblichen fünf bis sechs Atmosphären aufwiesen. Der geringere Druck machte die Kohlensäure des Crémant de Champagne weniger aggressiv am Gaumen und erzeugte so eine besonders feinperlige Mousse. Wie der Champagner wurde auch der Crémant de Champagne traditionell in der Flasche vergoren.

Crémant-Flaschen, die in einem Rüttelpult stecken, das in einem alten Keller steht.
Traditionelle Flaschengärung ist auch beim Crémant Pflicht.

1990 ließ sich die Region die Begriffe "Champagne" sowie "méthode champenoise" schützen und verzichtete im Gegenzug auf die weitere Verwendung des Begriffes "Crémant". Nur die in der Champagne nach traditioneller Flaschengärung hergestellten Schaumweine durften sich nun Champagner nach der "méthode champenoise" nennen. Damit eröffnete sich für die anderen französischen Weinregionen die Möglichkeit, ihrem Schaumwein mit dem bereits eingeführten Stil "Crémant" ein eindeutiges Profil zu geben. Mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er heute in acht Regionen Frankreichs hergestellt wird! 

Worin unterscheidet sich ein Crémant von einem Champagner?

Obwohl Crémant und Champagner also quasi eine Abstammung haben und sich dementsprechend recht ähnlich sind, gibt es aber wichtige Unterschiede. Diese betreffen sowohl die Produktion als auch die Stilistik wie den Geschmack. Schauen wir uns das einfach mal im Detail an.

Die Methode

Im Großen und Ganzen ist die Herstellung sehr ähnlich: Die Trauben dürfen nur per Hand in kleinen Transportkisten gelesen und als ganze Weinbeere vorsichtig gepresst werden, um keine Bitterstoffe in den Grundwein zu bekommen. Bei 150 Kilogramm Beeren (Champagne 160 Kilogramm) sind nur 100 Liter Saft erlaubt. Allerdings muss der Saft im Unterschied zur Champagne seine erste Fermentierung im Holzfass durchlaufen.

Mann im Weingarten erntet Weintrauben mit der Hand
Handlese ist Pflicht, wenn man hochwertige Schaumweine machen möchte.

Danach geht es mithilfe einer Tirage (einer Mischung aus Zucker, Hefe und Wein) in die Flasche zur zweiten Gärung. Und hier verbirgt sich das charmante Geheimnis des Crémants: findige Champenoise hatten bemerkt, dass sie durch die Zuckermenge bei der zweiten Gärung den Druck innerhalb der Flasche variieren können. Dadurch erhält man einen feinperligen Wein, die Kohlensäure erscheint weniger aggressiv und erzeugt ein cremiges Mundgefühl. Wie in der Champagne dürfen nur weiße (auch aus roten Trauben) und roséfarbene Schaumweine hergestellt werden. Crémants doux (mild) mit einem Zuckergehalt über 50 Gramm pro Liter sind nicht erlaubt.

Drei Weingläser mit Sekt vor schwarzem Hintergrund

Zeit auf der Hefe (sur lie)

Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Reifezeit der Schaumweine. Französische Crémants müssen mindestens neun Monate auf der Hefe liegen und nochmals drei Monate reifen, bevor sie auf den Markt kommen. Der Champagner Non-Vintage dagegen muss zwölf Monate auf der Hefe bleiben und ebenso drei Monate ruhen.

Ein Jahrgangschampagner verbleibt sogar mindestens drei Jahre auf der Flasche bevor er auf den Markt kommt. Allen Appellationen gemein ist, dass gute Winzer diese Vorgaben bei Weitem übertreffen. Je länger der Schaumwein mit der Hefe in Kontakt bleibt, desto intensiver ist das sogenannte autolytische Geschmacksprofil von Brioche und Würze.

Nahaufnahme eines Glases mit Crémant aus der Vogelperspektive
Je länger ein Schaumwein auf der Hefe bleibt, desto intensiver wird sein Geschmack.

So schmeckt er

In der Champagne werden Schaumweine fast nur aus der weißen Rebsorte Chardonnay und den roten Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Schwarzriesling) erzeugt. Die Crémant-Anbaugebiete erstrecken sich dagegen vom Atlantik bis in die Täler des Juragebirges hinein und haben die unterschiedlichsten Anbaubedingungen. Logisch, dass jede Region ihre eigenen Rebsorten hat, die das für Crémant typische Fruchtprofil beeinflussen.

Wo wird Crémant überhaupt produziert?

Auf über 11.000 Hektar werden in ganz Frankreich Trauben für die Herstellung von Crémant angebaut. In acht Appellationen (Appellation d’Origine Contrôlée - AOC) mit ihren klar definierten geografischen Gebieten sind über 6.000 Winzer am Erfolgsprodukt beteiligt. Dabei sind die bedeutendsten AOC das Elsass, die Loire und das Burgund

Der Leichtfüßige: Crémant d’Alsace

Das Elsass, im Nordosten Frankreichs an der Grenze zu Deutschland gelegen, hat sich zu einem erstklassigen Anbieter von Crémant (3.900 Hektar) entwickelt. Das trockene und sonnige Klima bringt Schaumweine mit einem harmonischen und von reifen Früchten betonten Charakter hervor.

Hier kommen die Rebsorten Pinot Noir, Pinot Blanc (Weißburgunder) und Pinot Gris (Grauburgunder) sowie weitere weiße Trauben wie Riesling und Auxerrois zum Einsatz - oftmals als Cuvée. Trotzdem ist der Crémant aus 100 Prozent Pinot Blanc am beliebtesten. Schließlich zeichnet er sich durch ein schönes Weinsäurespiel, einen leichten Körper sowie florale und Steinfruchtaromen aus.

Rebflächen vor einer alten Kirche im Elsass.
Das Elsass wird für seinen leichtfüßigen Crémant-Stil sehr geschätzt.

Der Unkomplizierte: Crémant de Bordeaux

Auf 919 Hektar gedeihen in der AOC Crémant de Bordeaux in einem maritimen und moderaten Klima besonders die roten Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot sowie die weißen Sémillon und Sauvignon Blanc. Aufgrund der Größe der AOC gibt es viele geographische Gegebenheiten, die unterschiedliche Weinstile hervorbringen.

So lässt Sémillon die Weine nussiger und eleganter wirken, während Sauvignon Blanc eine grüne Frische in die Cuvée bringt. Merlot steuert in einem Rosé die Aromen von roten Beeren dazu. Crémants aus dem Bordeaux sind meist leicht, fruchtig und unkompliziert. 

Der Feine: Crémant de Bourgogne

Die Appellation Crémant de Bourgogne (Burgund) im Osten Frankreichs wurde 1975 gegründet und ist damit eine der ältesten Crémant AOC. Im kontinentalen Klima fühlen sich Rebsorten wie Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Blanc und Pinot Gris sehr wohl, wobei Chardonnay und Pinot Noir die Schaumwein-Herstellung dominieren. Der Terroir-Gedanke spielt im Burgund schon immer eine wichtige Rolle, und so verführen auch die Schaumweine mit einem typisch feinen burgundischen Fruchtspiel.

Unbefestigte Straße zwischen zwei Weingärten im Burgund
Im Burgund spielt auch beim Crémant das Terroir eine wichtige Rolle.

2016 führte man zwei neue Kategorien ein: Eminent Crémant de Bourgogne Brut (mindestens 24 Monate Reifezeit auf der Hefe) und Grand Eminent Crémant de Bourgogne Brut (36 Monate Hefezeit). Hier dürfen nur die Rebsorten Pinot Noir und Chardonnay zum Einsatz kommen. Es bleibt abzuwarten, wie gut sich die neuen Kategorien durchsetzen.

Der Würzige: Crémant de Limoux

Die AOC Crémant de Limoux (824 Hektar), am Fuß der Pyrenäen im mediterranen Languedoc beheimatet, kann auf eine lange Schaumwein-Tradition zurückblicken. Hier produzierte 1531 ein Benediktinermönch den allerersten Schaumwein. Heutzutage versprühen vor allem die Crémants aus den weißen Rebsorten Chenin Blanc und Chardonnay florale und manchmal auch getoastete, würzige Aromen im Glas.

Wichtig: Crémant de Limoux, 1990 gegründet, bitte nicht mit der ursprünglichen AOC Blanquette de Limoux verwechseln. Dieser leicht prickelnde Schaumwein ist aus der autochthonen weißen Mauzac-Traube hergestellt, die das unverwechselbare Muskat-Aroma hineinbringt.

Karte mit allen französischen Crémant-Gebieten von Wine in Black
Ein kleiner Überblick mit allen Crémant-Appellationen Frankreichs. © Wine in Black

Der Beliebte: Crémant de Loire

Als UNESCO-Weltkulturerbe, in Zentral- und Westfrankreich gelegen, ist die Loire nicht nur das größte Weinanbaugebiet Frankreichs, mit über 2.600 Hektar gehört sie auch zu den größten Schaumwein-Regionen des Landes. Kein Wunder also, dass Crémant de Loire der bekannteste seiner Art aus Frankreich ist. Die Loire kann wie Limoux auf eine lange Tradition zurückblicken, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. So gründete 1811 Jean-Baptiste Ackerman die erste Maison de Bulles (Schaumweinkellerei) in Saumur. 1850 wurde eine weitere Maison gegründet: Bouvet Ladubay, welche neben Ackermann einer der heutigen Keyplayer für Crémant von der Loire ist. Auch die logistische Anbindung per Schiff verhalf der Loire zu einem schnellen Wachstum der Produktion. 

Das weitläufige Anbaugebiet Loire schlängelt sich zwischen Anjou-Saumur und Touraine entlang der Loire durch verschiedene klimatische Bedingungen. So vielfältig das Klima, so divers sind Stilistik und Qualität: Etliche Rebsorten sind erlaubt, doch die weiße Chenin Blanc und rote Cabernet Franc spielen die Hauptrolle. Chenin Blanc verleiht dem weißen Schäumer seinen besonderen Charakter von Mineralität, Zitrone, Birnen, Honig, Kamille oder Nuss. Die Rosé-Weine zeigen dagegen frische aber intensivere rote Fruchtaromen an der Nase. Die exzellenten Bedingungen an der Loire haben auch Champagnerhäuser angelockt. So unterhält Bollinger das Château Langlois, Champagne Gratien das Maison Gratien & Meyer und Taittinger war lange Zeit bei dem sehr ambitionierten Maison Bouvet Ladubay involviert. Gerade die Loire zeigt sich heute als aufstrebende und innovative Schaumweinregion, die es versteht, sowohl erstklassige Alltagsweine als auch Spitzencuvées zu produzieren.

Der Fluss Loire in Frankreich mit dem Städtchen Saumur im Hintergrund
An der Loire entsteht wohl der bekannteste Crémant überhaupt.

Die Exoten: Alpine Crémant-Appellationen

Beenden wir unsere prickelnde Rundreise mit den alpinen Crémant-Appellationen Frankreichs, wo sich die Weinberge auf einer Höhe von 350 bis 700 Metern befinden. Die kleine AOC Crémant de Die (30 Hektar) finden wir in der Südlichen Rhône. Aus der autochthonen weißen Rebsorte Clairette entstehen schlanke Weine mit animierender Weinsäure und grünen Apfelaromen. Die etwas größere AOC Crémant de Jura (515 Hektar) an der Grenze zur Schweiz hat sich einen Namen für ihren weißen Schaumwein aus Chardonnay gemacht. Er versprüht eine Frische von grünen Früchten und zeigt eine schöne Finesse, die an süßliches Brioche erinnert.

2015 erkannte man die südlich des Juras gelegene AOC Crémant de Savoie (57 Hektar) als achte Crémant-Appellation an. Wie in der Crémant de Die setzen die Produzenten auf autochthone weiße Rebsorten. So bringen Jacquère sowie Altesse eine betonte Zitrus- und Blumenaromatik in den Wein.

Rebfläche in Savoyen vor den Alpen in Frankreich
Auch in Savoyen wird Crémant produziert.

Crémant ist international

Außerhalb Frankreichs wird sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland Crémant hergestellt. Wenn auch in sehr geringen Mengen. Für das kleine Weinbauland Luxemburg ist der Crémant de Luxemburg zu einer echten Erfolgsstory geworden. Dabei stechen Riesling, Auxerrois und Pinot Blanc-Crémants mit sehr guter Qualität und Ausdruck hervor. In Deutschland produzieren vorwiegend Weinregionen wie Baden, Mosel und die Pfalz Schäumer aus Riesling und den Burgundersorten.

Französisches Savoire-vivre

Obwohl also auch andere Länder Crémants produzieren, spricht dieser ebenso edle wie abwechslungsreiche Schaumwein eindeutig französisch. Die große regionale Vielfalt aus Frankreich macht einfach neugierig. Zudem bieten sie neben den geschmacklichen Vorzügen ein sehr attraktives Preisgefüge. Dieses hat den Siegeszug des Pricklers definitiv beschleunigt, aber er ist mehr als nur eine günstige Alternative zum Champagner.

Der Schäumer hat sich zu einem eigenständiger Weinstil entwickelt, der auch ein vorzüglicher Essensbegleiter sein kann. Probieren Sie doch einfach mal einen Crémant de Limoux zu Meeresfrüchten oder einen kräftigeren Crémant de Loire zu einem Dessert. Bei dieser prickelnden Vielfalt trifft dieser Schaumwein bestimmt auch Ihren Geschmack. In diesem Sinne - à votre santé!

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