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Korken - Weinverschluss Nummer 1

„Plopp“. Weinliebhaber lieben das Geräusch, wenn ein Korken aus der Flasche gezogen wird. Aber seit wann gibt es ihn? Wie wird er hergestellt? Und welche unterschiedlichen Qualitäten kann er haben? All diesen Fragen widmen wir uns jetzt.

Für Weinflaschen mag es inzwischen noch so viele Verschlusslösungen geben - der Korken ist und bleibt der größte und vor allem beliebteste Klassiker unter ihnen. Seine Daseinsberechtigung ist ebenso simpel wie effektiv: Zunächst einmal sorgt ein Korken dafür, dass beim Transport einer Weinflasche nichts ausläuft. Außerdem gelangt dank ihm nur wenig Sauerstoff an den Wein. Und das dann auch nur sehr langsam. Dadurch schützt der Korken den Wein vor Oxidation und damit auch vor einer zu frühen Alterung. Gerade bei Weinen, denen ein langes Leben in der Flasche bestimmt ist und die quasi ewig lagern können, ist das extrem wichtig.

Und dann gibt es da natürlich noch den emotionalen Aspekt, mit dem ein Korken die Wertigkeit eines Weins erhöht. Es muss ja nicht gleich einer der teuersten Weine der Welt sein, um sich an dem "Plopp" eines herausgleitenen Korkens als edles Geräusch zu erfreuen, das sich nun mal nur schwerlich durch das "Knack" eines Schraubverschlusses akustisch ersetzen lässt. Da nimmt man dann auch die Angst vor dem gefürchteten Korkschmecker in Kauf. Kurzum: der Korken ist aus dem Leben eines Weinliebhabers einfach nicht wegzudenken. Auch wenn er meist nur eine Statistenrolle spielt. Machen wir ihn einfach mal zur Hauptfigur! Denn seine Geschichte ist ebenso interessant wie seine Herkunft samt Herstellung. Mal ganz davon abgesehen, dass Korken nicht gleich Korken ist. Legen wir los!

Zwei Weidenkörbe auf Leinendecken. In den Körben und davor sind lauter Korken gesammelt.
Korken ist tatsächlich nicht gleich Korken - es gibt ebenso feine, wie wichtige Unterschiede.

Der Korken und seine Geschichte

Man mag meinen, dass der Korken eigentlich erst seit der Industriellen Revolution, die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, eine Rolle spielte. Schließlich begann da ja erst die Massenproduktion von Weinflaschen, die dadurch dann auch in (fast) jeden Winkel der Welt transportiert werden konnten. Tatsächlich nutzten aber bereits die alten Griechen und Ägypter zweitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung Korken, um Weinamphoren zu verschließen. Wobei aber schnöde Holzstöpsel, die mit einem in Öl getauchtes Tuch aus Hanf umwickelt waren, weitaus gebräuchlicher waren. Später ersetzte man Hanf durch Leinen, das Prinzip blieb aber bis ins späte 17. Jahrhundert gleich: kleiner Holzkeil, Öl und eben ein Tuch. Korken spielten da keine große Rolle.

Rotwein wird aus einer Weinflasche in ein Weinglas eingegossen

Erst ein sehr berühmter Mönch änderte das im Jahr 1680. Denn es war niemand Geringerer als Bruder Pierre Pérignon, der berühmte Dom Pérignon, nach dem heute eine bekannte Champagner-Marke benannt ist, der den Korken wiederentdeckte. Dom Pérignon mag den Champagner aller Legenden zum Trotz nicht erfunden haben, aber im Jahr 1680 stellte er den edlen Schaumwein bereits her. Und es störte ihn sehr, dass die Holzverschlüsse aufgrund des Flaschendrucks immer wieder herausschossen. Ein Korken aber ist flexibel und hält dementsprechend besser. Also verschloss der Mönch seine Flaschen eben mit zurechtgeschnitzten Korken. In der Champagne machte das schnell die Runde. Immer mehr Erzeuger griffen den Korken auf. Außerdem belegen historische Dokumente, dass auch Portweine seit dem Jahr 1700 mit einem Korken verschlossen werden. Was uns nahtlos ins Mutterland des Korkens führt. Denn irgendwo muss das Material für den Weinverschluss ja schließlich herkommen.

Champagner-Korken in einer Nahaufnahme auf einem Holztisch
Auch wenn der Schaumwein-Korken heute etwas anders aussieht, kam der Korken zuerst beim Champagner zum Einsatz.

Mediterrane Herkunft

Tatsächlich war und ist Portugal der größte und damit auch wichtigste Korkenlieferant der Welt. In keinem anderen Land wachsen derart viele Quercus suber, wie der botanische Begriff für Korkeichen lautet, wie hier. Von den jährlich über zehn Milliarden Korken kommen nach wie vor satte 75 Prozent aus Portugal! Die restlichen Mengen teilen sich dann Spanien (vor allem im Südwesten), Frankreich (ausschließlich im Süden), Tunesien, Algerien, Marokko sowie die beiden Inseln Sardinien und Korsika. Gut, die Korkeiche gedeiht auch noch in anderen Ländern, aber nur die genannten haben tatsächlich eine eigene Korkindustrie.

Wobei Industrie unserer Meinung nach eine recht irreführende Bezeichnung ist. Denn um Kork zu "ernten" (sprich: die Rinde vom Baum zu schälen), braucht es noch immer eine Menge Handarbeit. Und vor allem: Geduld. Denn bis man überhaupt das erste Mal schälen kann, muss man warten, dass der Baum das entsprechende Alter hat. Und das ist gesetzlich festgelegt. Der Baum muss nämlich mindestens 25 Jahre alt sein. Mal ganz davon abgesehen, dass man ihn auch nur alle zehn Jahre schälen darf. Für jeden Baum ist das also eine rare Angelegenheit, die er nur rund ein Dutzend Mal innerhalb seines Lebens erfährt.

Eine frisch geschälte große Eiche, die schief in der Landschaft steht
Korkeichen darf man nur alle zehn Jahre schälen.

Korken: So geht’s nach dem Schälen weiter

Nach der Korkernte passiert - nicht viel. Denn die abgeschälte Rinde muss mindestens sechs Monate in der Sonne trocknen, bevor man sie zunächst kocht und dann desinfiziert. Erst danach sortiert man die unterschiedlichen Qualitäten und wählt die Korkplatten, aus denen dann letztlich die Weinflaschenverschlüsse werden sollen. Die Platten schneidet man gegen die Wuchsrichtung in Streifen. Diese sind so breit, wie der Korken hoch sein soll. Bevor dieser aber endlich ausgestanzt wird, bleicht man die breiten Streifen. In der Regel übrigens mit Wasserstoffperoxid. Erst dann sticht man die Korken aus. Und damit die Korken später besser in den Flaschenhals rutschen (und auch wieder heraus), bekommen sie noch einen hauchdünnen Überzug aus Silikon und Kautschuk.

Was folgt, ist eine finale Sortieraktion. Denn auch wenn alle Korken erst einmal gleich aussehen, sind die Qualitäten doch recht unterschiedlich. Dafür muss man genauer hinschauen. Die Korkeichenrinde ist nämlich von schwarzen Adern und Poren durchzogen - den sogenannten Len­ti­zel­len. Durch sie gelangt Sauerstoff an den Wein. Je mehr Len­ti­zel­len ein Korken hat, desto geringer ist seine Qualität. Da muss im Vorfeld also sortiert werden. Aber auch der Abfall, der bei der Herstellung von Naturkorken entsteht, kann noch bei der Produktion von anderen Weinverschlüsse zum Einsatz kommen. Schauen wir uns mal diese Korkenvarianten genauer an.

Korkeichenrinde mit ausgestanzten Naturkorken in einer Detailaufnahme
Frisch ausgestanzte Naturkorken.

Weitere Korkenvarianten

Während Naturkorken aus einem einzigen Stück Eichenrinde ausgestanzt werden, klebt man für sogenannte Presskorken Korkgranulat mit einem Kleber unter Druck zusammen. Dadurch wird diese Verschlussmöglichkeit etwas kompakter, kann sich aber, wie das reine Naturprodukt, unter weiterem Druck noch zusammenziehen und im Flaschenhals dann wieder ausdehnen, um so die Weinflasche sicher zu verschließen. Presskorken galten lange Zeit als minderwertige Alternative, da sie ja quasi aus Resten bestehen. Inzwischen hat man aber den großen Vorteil erkannt, dass man das verwendete Korkgranulat chemisch so behandeln kann, dass es nur noch selten zu dem berüchtigten Korkschmecker kommt. Wobei diese High-Tech-Korken tatsächlich nur bei sehr hochwertigen Weinen eingesetzt werden, die noch sehr lange lagern können.

Ein Glas mit Weißwein auf einem Tisch mit weißer Tischdecke und einem Schattenspiel

Manchmal kleben Hersteller auch Scheiben aus Naturkork an die beiden Enden eines Presskorkens. So verhindert man den direkten Kontakt mit dem Verbundmittel und garantiert damit zugleich die Geschmacksneutralität des Verschlusses, den man dann folgerichtig Verbundkorken nennt. Eine Variante davon findet man beim Champagner, aber auch bei hochwertigen Winzersekten, Crémants oder Cavas. Diese Korken sehen aus wie kleine Pilze. Während der Kopf aus zusammengeklebten Granulat besteht, sind am Fuß drei Korkscheiben zu finden. Und dann gibt es noch den Scheibenkorken für Stillweine, der eben nur aus diesen Scheiben gefertigt wird. Mal ganz davon abgesehen, dass inzwischen aus verschiedenen Materialien wie Rohrzucker oder Verbundstoffen derart naturnahe Verschlüsse hergestellt werden, dass auch diese unter dem Dachbegriff Korken ein Zuhause gefunden haben.

Ob nun aus Rohrzucker, in Scheiben, gepresst und geklebt oder so wie am Baum von Natur aus gewachsen - was alle Korken eint: sie können für Weingüter individuell bedruckt werden. Was heutzutage zum guten Marketing-Ton eines jeden Betriebes gehört, hat einen etwas anders gemeinten Ursprung. Tatsächlich fingen die berühmten Châteaux aus dem Bordeaux mit dem sogenannten Korkbrand an, um ihre Weine vor Fälschungen zu schützen. Gewiefte Betrüger mussten (und müssen) so eine Hürde mehr überwinden.

Mehrere Presskorken in einer Detailaufnahme
Presskorken lassen sich aufgrund der Körnung recht gut erkennen.

Lebensdauer eines Korkens

Für die Châteaux ist das übrigens auch heute noch von unschätzbaren Wert. Denn ein Korken hält tatsächlich nicht ewig. Auch der beste Natur- oder High-Tech-Korken saugt sich im Lauf der Jahre und Dekaden mit Wein voll. Nach 15 bis 20 Jahren ist er in der Regel komplett durchfeuchtet und muss getauscht werden. Diesen Service bieten weltweit fast alle Hersteller hochwertiger Weine selbst an. Beim Umkorken erfolgt dann auch immer gleich die Kontrolle, ob der Wein noch einen Originalkorken vom Weingut hat, um Fälschungen gegebenenfalls direkt aus dem Verkehr ziehen zu können. Zudem wird auch geprüft, ob der Wein fehlerfrei ist. Selbiges gilt für den Füllstand. Es bleibt nun mal nicht aus, dass eine gewisse Menge Wein im Laufe der Jahre verdunstet. Wenn man seinen Wein beim Originalabfüller neu verkorken lässt, kann man als Besitzer dann auch meistens entscheiden, ob mit jüngerem Wein aufgefüllt werden soll oder nicht.

Muss ein Weingut seine edlen Tropfen aus der Schatzkammer selbst umkorken, nimmt man dafür sogar den Originalwein! Bei ganz, ganz teuren Gewächsen, die nur in Kleinstmengen auf den Markt gekommen sind, kann es immer mal wieder passieren, dass die Weingüter dann auch private Besitzer des jeweiligen Jahrgangs informieren und er seinen vinophilen Schatz dann gleich mit neu verkorken lassen darf - inklusive Originalweinauffüllung, versteht sich. Denn ja, wenn wir von Weinen aus exorbitanten Preissphären sprechen, dann weiß ein Weingut tatsächlich, wer gerade der Besitzer welches Weins von ihnen ist. Und die folgen dem Ruf gerne, um einen neuen Korken zu bekommen, für den man manchmal um die halbe Welt reisen muss. Sie sehen: der kleine Verschluss ist doch nicht so ein Nebendarsteller, wie man auf den ersten Blick vermuten mag.

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