Ob nun zart rosa, lachsfarben oder in einem kräftigen Pink - Rosé-Weine haben eine abwechslungsreiche Optik. Und ebenso vielfältig wie ihr Aussehen ist dann auch ihr Geschmack. Ob eisgekühlt im Hochsommer oder als ernsthafter Speisenbegleiter - die Stilistiken in Sachen Rosé könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber warum ist das so? Liegt das einzig und allein an der Vinifikation? Oder spielen auch andere Faktoren eine Rolle? Steigen wir mal etwas tiefer ins Thema Rosé-Wein ein.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Rosé-Wein entsteht nicht, indem ein Winzer fertigen Rot- und Weißwein miteinander vermischt. Genau genommen ist das per Gesetz in der Europäischen Union sogar verboten. Das sollte sich 2009 zwar ändern, aber zu viele Winzer protestierten dagegen. Deswegen besteht dieses Verbot nach wie vor. Nun hat aber jede Regel ihre Ausnahmen. Eine davon findet man in der Champagne. Denn um Rosé-Champagner herzustellen, ist es erlaubt, einen Schuss Rotwein in den weißen Most zu geben. Seit der Lese 2020 darf man das in Italien auch für den brandneu eingeführten Prosecco Rosé machen. Was indes überall erlaubt ist: weiße und rote Trauben direkt nach der Lese miteinander zu vermischen und dann weiterzuverarbeiten. Die Weine, die so entstehen, wie etwa der Rotling in Deutschland oder der Clarete in Spanien, ähneln optisch zwar einem dunklen Rosé, sind es streng genommen nur leider nicht. Aber das nur am Rande.
Herstellung von Rosé-Wein
Vielleicht ahnen Sie es schon: dass Rosé-Weine derart unterschiedlich sein können, hängt damit zusammen, dass es verschiedene Herangehensweisen bei der Vinifikation gibt. Nämlich drei, um genau zu sein. Der Winzer hat also zunächst die Qual der Wahl. Je nachdem, wie intensiv Farbe und Geschmack sein sollen. Bevor er diese Entscheidung trifft, gibt es aber doch ein paar Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, dass ein Winzer für einen Rosé-Wein rote Rebsorten verwendet. Oder dass die Trauben vor der Weiterverarbeitung entrappt werden. Stiele und Stängel müssen also weg. In ihnen befinden sich nämlich viele Gerbstoffe. Für einen Rotwein mag das gut sein, für einen Rosé reichen indes die Tannine aus den Schalen und den Kernen der Beeren mehr als aus.
Beliebt: Die Mazeration
Die weltweit wohl gängigste Methode, um einen Rosé-Wein zu machen, ist die Mazeration. Hierbei werden die Trauben leicht angequetscht, sodass der erste Saft herausläuft und dabei Farbstoffe, Aromen und Gerbstoffe aus der Beerenschale löst. Dieses Gemenge fester Traubenbestandteile, die im Most schwimmen, nennt man Maische. Je länger die Maischestandzeit, desto intensiver sind später Farbe und Geschmack. In der Regel reichen ein paar Stunden aus, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Von ein paar Minuten bis hin zu drei Tagen ist hier aber tatsächlich alles möglich. Letztlich hängt es auch davon ab, wie dickschalig und gerbstoffreich die Rebsorte ist. Ein Pinot Noir mit seiner dünnen Schale sollte zum Beispiel länger mazeriert werden als ein Blaufränkisch, der sehr farbintensiv ist und eine dicke Schale hat.
Für ein blasses Rosa: Direkte Pressung
Statt den Most eine zeitlang mit den Schalen in Kontakt zu lassen, pressen einige Winzer die roten Trauben direkt ab. Der Saft ist dann meistens nur hellrosa. Er wird sofort weiterverarbeitet. Dieser Methode bedienen sich übrigens die Weingüter in der Provence sehr gerne. Wenn ein Rosé-Wein besonders leicht schmeckt, war meistens die Abpress-Methode im Spiel. Denn es werden kaum Farbpigmente und Aromen aus den Trauben extrahiert. Für leichte Sommerweine also genau richtig.
Das Blut der Trauben: Saignée-Verfahren
Hier kommen wir zum Teil wieder mit der Herstellung von Rosé-Champagner in Berührung, wo diese Methode durchaus verbreitet ist. Aber auch bei Stillweinen kommt sie zur Anwendung. Das französische Wort "saigner" bedeutet auf Deutsch "bluten". Bei dieser Herstellung ist der Name tatsächlich Programm. Denn hier wird der Most zusammen mit den Beerenschalen in einen Tank gefüllt, sodass diese dann in der Flüssigkeit "ausbluten". Statt aber nach einer gewissen Zeit die Maische zu entfernen, lässt der Winzer einen Teil des rosafarbenen Mosts einfach ab. Meistens übrigens so zwischen zehn und zwanzig Prozent. Der restliche Most bleibt mit den Schalen im Tank und wird später mal ein besonders kräftiger Rotwein. Rosé-Weine, die das Saignée-Verfahren durchlaufen haben, kann man übrigens gut erkennen. Sie sind besonders dunkel und sehr farbintensiv.
Beliebte Rebsorten für Rosé-Wein
Die Art und Weise der Herstellung bestimmt also maßgeblich, wie so ein Rosé-Wein aussieht. Und wie intensiv beziehungsweise komplex der Geschmack ist. Wie ein Rosé allerdings schmeckt, hängt auch von der Rebsorte ab. Meist landet übrigens nicht nur eine davon in einem Rosé-Wein. Oft handelt es sich nämlich um eine Cuvée aus verschiedenen Rebsorten. Wobei natürlich jede davon ihren einzigartigen Charakter mit ins Spiel bringt. Schauen wir uns die beliebtesten Rebsorten für Rosé-Weine also mal an.
Die Lebendige: Grenache
Vor allem wegen der lebendigen Weinsäure ist Grenache ein gefragter Cuvée-Partner für Rosé-Weine. Neben Aromen von Erdbeeren steuert die Rebsorte vor allem Nuancen von Hibiskus hinzu. Grenache findet man vor allem in Rosé von der Rhône oder aus der südfranzösischen Provence.
Die Fruchtige: Mourvèdre
Auch diese Rebsorte findet man in vielen Rosé-Blends Südfrankreichs. Mourvèdre sorgt für besonders fruchtige und florale Nuancen. Wenn Sie also den Duft von Veilchen wahrnehmen, vielleicht auch noch in Verbindung mit reifen Pflaumen und knackigen Knubberkirschen, dann ist Mourvèdre mit im Spiel. Anklänge von getrockneten Kräutern oder Rauch können auch von dieser Sorte kommen.
Die Herbe: Syrah
Da die Rebsorte sehr farbintensiv ist, sind Rosé-Weine aus Syrah meist recht dunkel. Sie steuert einen herben Touch nach Oliven und Pfeffer hinzu. Wobei auch die fruchtige Seite nicht zu kurz kommt. Anders als bei den Rotwein-Varianten prägen hier Kirschen und Erdbeeren das Aromen-Profil. Wie auch bei den anderen Rebsorten findet man Syrah gerne in den Rosé-Weinen der Rhône und der Provence.
Die Kräuterige: Cinsault
Komplettiert wird das südfranzösische Rebsorten-Quartett für Rosé-Weine von Cinsault. Obwohl die Beeren fast schon schwarz wirken, ist der Saft fast farblos. Presst man die Trauben also direkt ohne vorherige Mazeration, bekommt man einen wunderschönen blassrosa Most. Und auch einige der wundervollen Heidel- und Brombeer-Aromen. In Cinsault finden sich zudem auch noch schöne Kräuter-Anklänge. Gerade für Rosé-Weine aus der Provence ist diese Rebsorte deswegen sehr beliebt.
Die Kräftige: Tempranillo
Bezaubernde Rosé-Weine kommen nicht nur aus Frankreich. Auch Spanien hat im pinken Genuss-Wettbewerb die Nase vorn. Vor allem, wenn so ein Rosado aus der Rioja stammt. Hier spielt dann Tempranillo meist die Hauptrolle. Solch ein Rosé ist geschmacklich meist eine rustikale Mischung aus reifen Erdbeeren und kräftigen Kräutern.
Die Elegante: Pinot Noir
Aufgrund der dünnen Schale und den sehr feinen Frucht-Nuancen wurde Pinot Noir lange Zeit eher selten für Rosé-Weine verwendet. Die zarten Aromen von Himbeeren und Erdbeeren setzen sich in einer Cuvée nur schwer durch. Reinsortig ausgebaut, bekommt man aber einen sehr edlen und eleganten Rosé. Das wissen vor allem deutsche Winzer sehr zu schätzen. Vor allem in der Pfalz. Hier haben etwa die Bauer-Brüder oder Reichsrat von Buhl den Pinot-Rosé zu einem echten Trend gemacht.
Stilistik von Rosé-Weinen
Wer sich jetzt fragt, warum wir bis hierhin noch nicht auf das Terroir eingegangen sind: es spielt bei einem Rosé-Wein in der Regel keine große Rolle. Es geht bei dieser Weinfarbe meist nicht darum, die Herkunft schmeckbar zu machen, sondern einen bestimmten Stil zu kreieren. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Natürlich gibt es Rosé-Weine, die durch Tiefe und Komplexität verblüffen, von ihrer Herkunft erzählen und auch eine kleine Ewigkeit gelagert werden können. Zum Beispiel die Viña Tondonia Rosado Gran Reserva, die unter Weinliebhabern aufgrund ihrer vielen Ecken und Kanten sowie ihrer Langlebigkeit fast schon einen Kultstatus genießt.
Die meisten Rosé-Weine sind aber für einen jungen und vor allem unkomplizierten Genuss bestimmt. Fruchtig und leicht sollen sie sein. Deswegen werden sie meistens mit Reinzuchthefen und bei niedriger Temperatur vergoren. Das geht langsam vonstatten. So kann man als Winzer am besten auf den Stil einwirken, den man bekommen möchte. Und der kann von Region zu Region tatsächlich variieren. Die drei häufigsten, auf die man hierzulande trifft, stellen wir Ihnen kurz vor.
Der Klassiker: Rosé de Provence
Keine andere Weinregion steht so sehr für Rosé-Wein wie die Provence. Verwunderlich ist das nicht. Schließlich ist sie die Heimat von Kult-Erzeugnissen von Miraval oder Château d'Esclans, die weltweit mit ihren unterschiedlichen Rosé für Furore sorgen. Einen Rosé-Wein aus der Provence kann man eigentlich sofort erkennen. Er ist meist blassrosa, hat einen schlanken Körper und stellt die Frucht in den Vordergrund. Typische Aromen sind etwa Erdbeeren und Himbeeren, aber auch Wassermelone. Einige Provence-Rosé brillieren zudem mit einer herben Kräuternote oder einem salzigen Finish.
Die Spezialität: Tavel Rosé
Das kriegt selbst die Provence nicht hin: Tavel ist eine Appellation der Côtes du Rhône, in der ausschließlich Rosé-Weine vinifiziert werden. Diese Exklusivität ist weltweit tatsächlich einmalig. Selbiges gilt dann auch für die Stilistik. Hat man einen Tavel Rosé im Glas, dann ist die Assoziation mit einem Rotwein oft nicht weit. Zum einen aufgrund der sehr kräftigen granatroten Farbe. Zum anderen, weil sie mit viel Struktur und einem kräftigen Körper ausgestattet sind. Neun unterschiedliche Rebsorten dürfen laut Appellations-Gesetz in diesen Wein. Meist aber dominieren Grenache und Cinsault mit ihren fruchtigen Erdbeer- und Brombeer-Anklängen.
Der Unterschätzte: Weißherbst
Eine Rosé-Spezialität aus Deutschland ist der Weißherbst. Möchte ein Winzer seinen Rosé-Wein so nennen, dann darf er dafür nur eine einzige Rebsorte verwenden. Und die muss auch noch aus einer einzigen Lage stammen. Die meisten Weißherbst werden aus Pinot Noir (Spätburgunder) gekeltert. Aber auch Blauer Portugieser oder Pinot Meunier (Schwarzriesling) kommen häufig zum Einsatz. Weil der Begriff Weißherbst hierzulande nicht mehr so bekannt ist, darf man als Bezeichnung auch zusätzlich "hell gekelterter Rotwein" oder aber "Blanc de noirs" verwenden. Ein Weißherbst entsteht entweder durch Mazeration oder direktes Pressen.
Rosé-Wein: Es lebe die Vielfalt!
Sie sehen: die Welt der Rosé-Weine ist größer, als man es im ersten Moment vermuten mag. Und auch komplexer. Doch egal, aus welcher Rebsorte, welchem Land oder mit welcher Stilistik - was die meisten Rosé eint, ist ihre unkomplizierte Art. Ein schlanker Körper trifft hier meist auf Frucht und Frische. Mal sind noch Kräuter mit im Spiel, mal eine zarte Mineralik. Doch sie alle transportieren vor allem eine Botschaft: die Leichtigkeit des Seins. Kein Wunder also, dass ein Rosé so perfekt zum Sommer passt.
Wobei es sich unserer Meinung durchaus lohnt, die unterschiedlichen Stilistiken im Glas genauer zu erkunden. Genießen Sie doch einfach mal einen Weißherbst neben einem Tavel und einem Rosé de Provence. Oder probieren Sie mal ganz bewusst einen spanischen Rosado. Die Unterschiede sind bei einer genaueren Prüfung meist größer als man anfangs denkt. So wird aus einem leichten Vergnügen dann schnell ein spannendes Erlebnis.
30 Antworten auf „Rosé-Wein: Alle Infos zu Herstellung und Stilistik“
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[…] Mit diesem Cru-Status kamen dann auch die strengen Produktionsregeln nach Gigondas. So ist zum Beispiel nur noch ein Ertrag von maximal 35 Hektolitern pro Hektar gestattet. Nur mal zum Vergleich: für Große Gewächse in Deutschland, die ja quasi die Königsklasse bei den trockenen Weinen bilden, dürfen es bis zu 50 Hektoliter pro Hektar sein. Weißweine verbannte man komplett. Es werden nur noch rote Trauben kultiviert. Der Löwenanteil fällt dabei auf die Rebsorte Grenache, der im weiten Abstand Syrah, Mourvèdre und ein wenig Cinsault folgen. Da wundert es auch nicht, dass Grenache in jeder Cuvée vertreten sein muss. Nämlich bis maximal 80 Prozent. Für Syrah und Mourvèdre sind zusammen mindestens 15 Prozent vorgeschrieben. Der Rest ist dann aber frei variierbar. Lediglich ein Prozent der Produktionsmenge entfällt auf Rosés. […]
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