Geographisch liegt die seit 2009 auch in der Europäischen Union als geschützte Herkunft anerkannte Prosecco DOC (Denominazione di Origine Controllata) im Nordosten Italiens. Genauer gesagt zwischen den Dolomiten und der Adria. Ihren Ursprung hat sie allerdings im Ort Prosecco in der Provinz Triest. Die aus neun Provinzen bestehende Weinbauregion hegte immer schon eine Vorliebe für schäumende Weine. Kein Wunder, dass die erste Weinbauschule Italiens im Jahr 1876 hier einen Fokus auf die Schaumweinproduktion legte. Da passte es gut, dass der Mailänder Önologe Federico Martinotti Anfang des 20. Jahrhunderts den Drucktank für die Schaumweinherstellung erfand. Nun konnten bei der sogenannten Tankgär- oder Charmat-Methode - oft auch Metodo Martinotti genannt - optimierte Drucktanks verwendet werden, was maßgeblich zum Erfolg der heutigen Prosecco DOC beigetragen hat.
Auf etwa 24.500 Hektar bieten das milde Klima und die vielfältigen Böden Potenzial für hervorragende prickelnde Weine. Die lokale Rebsorte Glera (die einst Prosecco hieß, aber dazu später mehr) erweist sich dabei als perfekt für die Schaumweinproduktion. Durch ihren natürlich höheren Säuregehalt gibt sie dem Wein seine charakteristische Frische. Die Fruchtaromen wie grüner Apfel, Birne und weiße Blüten betonen die florale und feinfruchtige Note. Über die Jahre taten sich besonders Weine aus den Steillagen zwischen Conegliano und Valdobbiadene hervor. Als Anerkennung dafür erhielt diese Teilregion 2009 den Status Prosecco DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita). 2019 kam dann dank der einzigartigen Verbindung von Natur und Kultur sogar noch der Titel UNESCO-Weltkulturerbe dazu.
Wie wird Prosecco hergestellt?
Im September erntet man die reifen Trauben und entfernt vorsichtig die Traubenstiele, um jegliche Bitterstoffe im Wein zu vermeiden. Mittels natürlicher Hefen gärt der gepresste Saft im Edelstahltank zu einem Grundwein, dem Prosecco Tranquillo. Wie bei der traditionellen klassischen Flaschengärung durchlaufen die Weine eine natürliche zweite Gärung. Diese findet aber nicht in der Flasche, sondern in einem großen, druckbeständigen Edelstahltank statt. Dank des geschlossenen Behälters verbleibt die entstehende Kohlensäure im Tank und lässt so einen wunderbar perlenden Wein entstehen.
Zu diesem Zeitpunkt kann der Kellermeister entscheiden, ob er einen Frizzante (Perlwein) oder Spumante (Schaumwein) haben möchte. In der Regel dauert die Versektung eines Prosecco mindestens 30 Tage. Ist der gewünschte Druck erreicht, entfernt man die Hefe. Danach wird der Schaumwein entsprechend seiner Geschmacksnuance mit oder ohne Dosage (einem Mix aus Wein und Zucker) in Glasflaschen abgefüllt. Ein längerer Hefekontakt wie beim Champagner ist nicht erwünscht, da die entstehenden Brotaromen die so typischen blumigen Fruchtaromen überlagern würden.
Umbenennung der Rebsorte
1966 weihte man die erste Weinstraße Italiens, die "Strada del Prosecco" ein, 1970 erhielt die Region vom italienischen Staat den DOC-Status und 2003 wurde sie zum "Primo Distretto Spumantistico d´Italia" (erster Spumante-Bezirk Italiens) gekürt. Prosecco avancierte zum Inbegriff des Dolce Vita. So füllte die DOC 2020 erstmalig 500 Millionen Flaschen ab. Doch es gibt Nachahmer, die am Erfolg teilhaben wollen. Seit 2000 wird die Rebsorte Prosecco unter anderem in Brasilien, Bulgarien oder Australien angepflanzt. Und auch innerhalb Italiens versuchen Regionen wie Apulien oder Sizilien von dem Hype zu profitieren. Dies treibt zuweilen kuriose Blüten, denn auf einmal wird Prosecco sogar aus dem Zapfhahn oder der Dose angeboten.
Doch seit 2010 ist mit dem Imitieren Schluss: Im Zuge der Prosecco DOCG-Ernennung sollte die eindeutige Kontrollierbarkeit des Anbaugebiets Prosecco optimiert werden. Da sowohl die Region, der Ursprungsort und auch die Rebsorte den Namen Prosecco trugen, musste man sich eines Kniffs behelfen: Kurzerhand wurde die Rebsorte Prosecco in Glera umbenannt, die vorher bereits zu den vielen Synonymen der Traube gehörte. Außerdem wurden auch weitere Regeln verschärft. So darf Prosecco nur noch in der Glasflasche angeboten werden und muss aus der gleichnamigen DOC oder DOCG stammen!
Die bunte Welt des Prosecco
Es gibt vier verschiedene Typen, wobei der Prosecco Tranquillo, ein Stillwein, nur selten angeboten wird. Heutzutage gibt es den Schaumwein in folgenden Süßegraden:
- Brut Nature (nur Rosé-Prosecco): 0 bis 3 Gramm Restzucker pro Liter
- Extra Brut/Herb: 0 bis 6 Gramm Restzucker pro Liter
- Brut: 0 bis 12 Gramm Restzucker pro Liter
- Extra Dry/Trocken (der Verkaufsschlager): 12 bis 17 Gramm Restzucker pro Liter
- Sec: 17 bis 32 Restzucker pro Liter
- Demi-Sec (Frizzante): 32 bis 50 Gramm Restzucker pro Liter
Die perlende weiße Variante: Frizzante
Der Name verrät es schon, der Frizzante ist ein leicht perlender Wein. Wie bei unserem deutschen Perlwein liegt der Flascheninnendruck unter 2,5 bar. Der jugendliche Prosecco Frizzante mit einem Mindestalkoholgehalt von 10,50 Volumenprozent verwöhnt mit seinem floralen Bukett und seinen saftigen Steinfruchtaromen.
Die spritzige weiße Variante: Spumante
Prosecco Spumante ist ein Wein mit einem Druck von über 3 bar, ähnlich dem Druck eines Champagners, Cavas oder Winzersektes. Wie alle voll schäumenden Weine ist er mit einem längeren Sektkorken sowie einem Drahtgestell gesichert. Im Gegensatz zum Frizzante beträgt der Alkoholgehalt mehr als 11 Volumenprozent. Er bezirzt mit seinem komplexen Aromenspiel von saftigen, reifen Äpfeln, duftenden Rosen oder tropischen Früchten wie Banane.
Ganz neu: Prosecco Rosé
Es war nur eine Frage der Zeit, bis es auch einen Prosecco Rosé geben würde, denn Rosé-Weine und -Sekte liegen voll im Trend. Seit Ende 2020 gibt es Prosecco Rosé aus der DOC auf dem deutschen Markt zu kaufen. Einen Rosé aus der DOCG wird es auf absehbare Zeit aber nicht geben. Das Konsortium ist mutig und bietet den Rosé als Alternative zum Rosé-Champagner oder Cava an. Damit das Vorhaben gelingt, sind die Vorgaben für die Produktion strenger als bei der weißen Variante. So ist der Rosé nur als Spumante erlaubt, und er muss bei der Versektung mindestens 60 Tage während der zweiten Gärung auf der Hefe bleiben. Zudem dürfen nur Jahrgangs-Schaumweine, die sogenannten Millesimato, als Rosé abgefüllt und als Brut Nature bis Extra Dry angeboten werden.
Der blasse, lachsrosa Prosecco bietet Aromen von wilden Erdbeeren, süßen Himbeeren sowie duftendes Geißblatt, Veilchen und Zitrusfrüchten. Das Bukett ist wie ein frischer, sonniger Frühlingstag. Am Gaumen ist auch der Prosecco Rosé ein lebendiger, feinfruchtiger Wein. Aber wie kommt die Farbe in den Wein? Das Cuvée muss zu mindestens 10 Prozent aus Pinot Nero (Spätburgunder) und zu maximal 90 Prozent aus der weißen Glera bestehen. Definitiv entspricht dieser Prosecco dem Trend nach mehr Trockenheit im Schaumwein vor allen Dingen mit einem Brut Nature perfekt!
Prosecco DOCG
Wie bereits erwähnt, werden die Weine aus den Steillagen der Prosecco DOCG Conegliano-Valdobbiadene als Premiumweine angesehen. Dank der Ertragsgrenzen, der Handlese und einer Selektion landen hier nur die besten Trauben im Wein. Aus 150 Kilogramm Trauben dürfen maximal 105 Liter Saft gepresst werden. Zum Vergleich: In der Champagne kommen auf 160 Kilogramm Trauben 100 Liter Saft.
Die Geschmacksrichtungen des DOCG reichen von Extra Brut bis Dry. Er besticht durch seine Mineralität und Cremigkeit, dazu kommen Kräuternoten und ein fruchtig-blumiges Bouquet. Nur der aus der Steillagen-Region kommende Spumante Prosecco DOCG darf den Vermerk Superiore auf seinem Etikett tragen!
Spannender Tausendsassa
Wir vergessen oft, dass Prosecco mehr sein kann als nur ein Aperitif. Dank der angebotenen Vielfalt eignet er sich für viele Gelegenheiten. Sie werden staunen, wie wunderbar er zum Beispiel zu Essen passt. So schmeckt ein etwas trockener Extra Brut oder Brut sehr gut zu gegrilltem Hühnchen. Dank seiner lebhaften Säure ist er aber auch die perfekte Ergänzung für Fischgerichte. Der ohne Zucker abgefüllte Rosé Brut Nature bringt fruchtige Spannung an frische Meeresfrüchte. Und wenn Sie doch den etwas lieblicheren Extra Dry bevorzugen, probieren Sie Prosciutto oder nicht zu süße Biscotti dazu.
Für den perfekten und echten Genuss kaufen Sie den italienischen Schäumer bitte nur mit der blauen Banderole am Flaschenhals. Kühlen Sie den jugendlichen Wein und servieren ihn am besten in einem bauchigen Glas, damit sich die Aromen perfekt entfalten. Also, welcher Prosecco wäre Ihr Favorit?
13 Antworten auf „Prosecco: Prickelndes Dolce Vita“
[…] hier Freud und Leid recht nahe beieinander liegen. Denn längst nicht alles, das sich mit dem Label Prosecco schmückt, sorgt für überschäumende Freude. Doch die Winzer haben ihre Hausaufgaben gemacht und […]
[…] griechischer Assyrtiko mit ebenfalls hoher Weinsäure. Erfreuliche Kombinationen sind hierzu auch Prosecco, Crémant und […]
[…] Most zu geben. Seit der Lese 2020 darf man das in Italien auch für den brandneu eingeführten Prosecco Rosé machen. Was indes überall erlaubt ist: weiße und rote Trauben direkt nach der Lese miteinander zu […]
[…] Und wenn Sie sich gar nicht entscheiden können, versuchen Sie mal etwas Sprudelndes. Mit Prosecco, Rosé-Sparklern und Champagner liegen Sie meistens […]
[…] Universalbegleiter sein. Genau an dieser Stelle möchten wir Schaumwein ins Spiel bringen. Nämlich Prosecco. Das venezianische Kultgetränk macht nämlich nicht nur als Aperitif eine hervorragende Figur, […]
[…] empfehlen wir Schaumwein-Aperitifs! Ob Cidre oder die Birnenvariante Poirée aus der Normandie oder Prosecco aus Venetien – sie alle erfrischen schön gekühlt mit prickelnden Bläschen und feinen Aromen. […]
[…] Prosecco zum Aufgießen eines Champagner-Cocktails empfiehlt Constanze Lay indes nicht: "Prosecco hat oft nicht genügend Kohlensäure. Außerdem hat er recht florale Noten, die nicht immer zu den anderen Nuancen im Cocktail passen." Bei der Auswahl des Schaumweins sollte man also besser nicht zur nächstbesten Flasche greifen. Da darf ruhig Qualität ins Glas. Es muss aber tatsächlich nicht immer Champagner sein – auch wenn dieser letztlich der Namensgeber ist. Und das Schöne: einige der genannten Champagner-Cocktails lassen sich auch problemlos zuhause zubereiten. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim Mixen! […]
[…] Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Champagner, Sekt, Cava, Prosecco und Co. üblicherweise in sogenannten Champagner-Schalen ausgeschenkt. Also in Gläsern mit einem […]
[…] kommt es, dass Perlweine wie Prosecco, Seccos und Frizzantes von der Schaumweinsteuer befreit sind, da sie einen Kohlensäuredruck von […]
[…] Auch der bekannteste Vertreter dieser Weinkategorie kommt aus Italien, den wir alle kennen. Den Prosecco Frizzante. Seitdem der schmeichelnde Prickler in den 1990er-Jahren in Deutschland immer beliebter wurde, […]
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[…] nun Champagner, Sekt, Prosecco oder Cava – bei Schaumweinen sieht es mit der Trinktemperatur schon wieder einfacher aus. Handelt […]