Geht es um Wein aus Argentinien, fällt einem automatisch ein Anbaugebiet zuerst ein. Mendoza. Dass diese Region beim Thema Wein aus dem Andenland über allem zu stehen scheint, hat auch einen guten Grund. Denn Mendoza ist der Prototyp eines Superlatives. Es ist Argentiniens größte Weinregion und produziert mit 70 Prozent auch die meisten Weine des Landes. Außerdem ist Mendoza das älteste argentinische Anbaugebiet. Und ohne Zweifel auch das renommierteste.
Mendoza ist es zu verdanken, dass argentinische Weine inzwischen überall auf der Welt hoch geschätzt werden. Kein Wunder! Schließlich sind die Anbaubedingungen hier ideal. An mindestens 300 Tagen scheint die Sonne. Während es im Sommer schon mal 40 Grad Celsius heiß werden kann am Tag, fallen die Temperaturen nachts auf 15 Grad Celsius ab. Im Westen halten die Anden die Wolken ab. Und damit auch den Regen. Gut, das ist nicht nur ein Vorteil.
Denn im Osten lässt auch die argentinische Pampa keinen Niederschlag durch. Sie ist nämlich derart groß und weit, dass die Wolken bereits weit vor den Weinbergen abregnen. Das kontinentale Klima ist also sehr, sehr trocken. Künstliche Bewässerung ist dementsprechend Pflicht. Mal ganz von den Hagelstürmen abgesehen, die Mendoza regelmäßig im Sommer heimsuchen. Doch gegen die haben die Winzer inzwischen ein probates Mittel gefunden: Hagelnetze. Diese schützen die Reben vor den Schäden der Hagelkörner. Wobei man Mendoza tatsächlich nicht über einen Kamm scheren sollte. Denn die fünf Subregionen sind doch recht unterschiedlich. Um die Gründe dafür besser zu verstehen, nehmen wir nicht nur die fünf Teilbereiche unter die Lupe, sondern machen auch einen kleinen Ausflug in die Geschichte des Landes.
Geschichte des Weinbaus in Mendoza
Und die beginnt - zumindest für den Weinbau - im Jahr 1551 mit der Gründung der Stadt Mendoza, die der Region dann auch ihren Namen gab. Damals kamen vor allem spanische Jesuiten- und Franziskaner-Mönche nach Argentinien, um zu missionieren. Einer von ihnen war der Priester Juan Cidrón. Er soll die ersten Reben in der Region gepflanzt haben. Der Grund war ebenso simpel wie eingängig: um Messwein aus den Trauben zu machen. Leider ist es historisch nicht genau belegt, ob das nun im Jahr 1551 oder 1556 war. Fest steht allerdings, dass die ersten kommerziellen Weinberge anno 1561 von eben jenem Juan Cidrón sowie dem Mönch Juan Jufré angelegt wurden. Und zwar mit der hellroten Rebsorte Criolla Grande.
Das Besondere: es handelt sich dabei nicht um eine Edelrebe (zu der alle gängigen Rebsorten wie Merlot, Chardonnay oder Riesling zählen), sondern um eine Amerikanerrebe. Dieser Unterschied ist durchaus wichtig. Denn Amerikanerreben sind alles andere als ein Genussgarant, da die Qualitäten oft minderwertig sind. Ob nun Criolla Grande oder aber die rote Cereza als weitere Amerikanersorte - sie wurden in Masse in ganz Mendoza angebaut. Vorwiegend von geistlichen Missionaren - weswegen man sie noch heute unter dem Oberbegriff Missionarstraube zusammenfasst.
Mendoza: Aufstieg und Fall der Weinwirtschaft
Auf den Schwemmlandböden, die Mendozas Erdreich dominieren und hier und da auf Sand, Kies und Ton stoßen, fühlten sich die Missionarsreben von Anfang an sehr wohl und gediehen prächtig. Was wiederum zur Folge hatte, dass man noch mehr von ihnen anbaute. Bis 1890 waren bereits 2.700 Hektar in Mendoza mit Reben bestockt. Neben den Missionarstrauben fanden sich aber mit Cabernet Sauvignon und Malbec auch die ersten Edelreben. Denn diese wurden seit 1850 von dem Franzosen Aimé Pouget importiert. Wobei damals freilich noch niemand ahnte, welch steile Karriere die rote Rebsorte Malbec vor allem in Mendoza hinlegen sollte, wo sie nach wie vor als unangefochtener Star auf Platz eins aller Rebsorten steht. Tatsächlich findet man hier die größten Malbec-Bestände der Welt.
Weitere internationale Rebsorten wie Merlot, Chardonnay aber auch Chenin Blanc oder Sauvignon Blanc folgten. Zugleich wurde auch auf einheimische Trauben gesetzt. Wie zum Beispiel die weiße Torrontés oder die rote Bonarda. In den 1920er-Jahren fing so der Weinbau an zu boomen. In und rund um die Stadt Mendoza ließen sich Kellereien quasi im Rekordtempo nieder und legten Weinberge ohne Ende an. Von 1946 an wuchs und florierte die Wirtschaft unter dem Präsidenten Juan Perón. Die Krux: als es in den 1960er-Jahren wirtschaftlich mit Argentinien bergab ging, wuchs die Weinbranche trotzdem weiter. Ihren Klimax erreichte sie Ende der 1970er-Jahre, als sage und schreibe über 350.000 Hektar unter Reben standen. Da im Land selbst aber aufgrund finanzieller Nöte immer weniger Wein selbst konsumiert wurde, mussten sich die Weinbauern etwas einfallen lassen.
Herzstück von Mendoza: Die Zentralzone
So kam es, dass man sich in den 1980er-Jahren auf den Export zu konzentrieren begann. Um damit aber auch Erfolg haben zu können, musste im Vorfeld erst einmal dringend die Qualität gesteigert werden. Zwar schrumpften die Rebflächen recht schnell auf die noch heute vorhandenen 150.000 Hektar. Aber die Qualitätsoffensive ging nicht besonders homogen vonstatten. Dreh- und Angelpunkt der Weinwirtschaft war und ist die Stadt Mendoza in der sogenannten Zona Centro - der wichtigsten Subregion des Anbaugebiets. Schon allein aufgrund der enormen Weingutsdichte. Und genau diese Weingüter waren es dann auch, die weltbekannte Önologen anheuerten, die den Winzern Ertragsreduktion, Traubenselektion und moderne Kellertechniken beibrachten, um so mehr Qualität auf die Flasche zu bringen.
Mit den Bereichen Luján de Cuyo, Guaymallèn und Maipú bildet diese Zentralzone sozusagen den historischen Kern des Weinbaus in der Region Mendoza. Auf einer Höhe von bis zu 1.100 Metern gedeihen vor allem rote Rebsorten wie Malbec, Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon. Die Weine sind in der Regel ebenso fruchtig wie würzig. Vor allem Luján de Cuyo hat sich einen exzellenten Ruf für Malbec erworben. Die Rebsorte profitiert extrem von den Höhenlagen. Aus Maipú indes stammen besonders raffinierte Weine aus Syrah und Cabernet Sauvignon.
Willkommen im Valle de Uco!
Nicht minder bekannt wie der Zentralbereich des Weinbaugebiets Mendoza ist die Subregion Valle de Uco. Offiziell firmiert dieser Bereich unter der Bezeichnung Zona Oeste, da er in südwestlicher Richtung von der Stadt Mendoza liegt. Hier gingen Pioniere wie Nicolás Catena Zapata erstmals auf bis zu 1.500 Meter Höhe, um Reben anzubauen. Neben Malbec und Pinot Noir sind hier vor allem weiße Rebsorten wie Torrontés oder Chardonnay Trumpf.
Dank der extremen Höhenlagen sind die Weinstöcke enormen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht ausgesetzt und bekommen auch noch extrem viel intensive Höhensonne ab. Die Trauben reifen dadurch sehr langsam und entwickeln eine beeindruckende Aromatik. Weine aus dem Valle de Uco kann man im Glas dementsprechend einfach erkennen: wenn vollmundige Frucht auf eine sehr filigrane Struktur am Gaumen trifft, stammt der Wein in der Regel aus dieser Mendoza-Subregion.
Zona Sur: Am südlichen Rand der Region
Rund um die Städte General Avear und San Rafael liegt mit der Zona Sur der südlichste Anbaubereich in Mendoza. Hier kam die Qualitätsoffensive nur bedingt hin. Star-Önologen hat diese Subregion nie gesehen. Weswegen man neben der autochthonen Bonarda, aus der einfache Tafelweine bereitet werden, auch noch viele Bestände an Missionarstrauben findet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich hier allerdings verstärkt italienische Einwanderer nieder, die Weinbauwissen mitbrachten. Und Reben. Nämlich die beiden roten Sorten Barbera und Sangiovese.
Trauben, die eigentlich für das Piemont und die Toskana bekannt sind in Mendoza? Funktioniert das? Ja, sehr gut sogar! Denn die italienischen Rebsorten werden hier in geringerer Höhe angebaut als im Rest der Region Mendoza. Und dank der südlichen Lage ist es hier auch ein wenig kühler. Ideale Bedingungen also für fruchtbetonte Weine mit viel italienischem Charme. Es gibt nur einen Nachteil: Weine aus der Zona Sur kommen nur höchst selten in den Export und werden lieber von den Einheimischen direkt vor Ort genossen. Was man hierzulande inzwischen aber durchaus findet, dass sind Weißweine aus Chenin Blanc. Auch diese Traube profitiert sehr vom kühlen Klima in der Zona Sur.
Mendoza: Relikte und Chancen
Die beiden Zonen Este und Norte bilden, wie es die Namen bereits vermuten lassen, den Osten und Norden der Weinregion Mendoza ab. In der Weinwelt spielen beide bis jetzt noch keine wirklich tragende Rolle. Vor allem die Zona Este ist nach wie vor für Massenweine aus Missionarstrauben wie Criolla Grande und Cereza bekannt. Ähnlich sieht es auch in der Zona Norte aus. Allerdings sind hier Edelreben inzwischen auf dem Vormarsch. Hier wird vor allem mit Malbec, Bonarda und Cabernet Sauvignon experimentiert.
Sie sehen: jede der fünf Subregionen hat ganz eigene Bedingungen für Weine. Genau das ist auch der Grund, warum viele Weingüter und Kellereien - je nach Qualitätsniveau - die Trauben aus den einzelnen Zonen gerne verschneiden, um so eine bestimmte Charakteristik zu erzielen. Diese Weine sind am Etikett recht einfach zu erkennen. Denn statt einer bestimmten Subregion steht dann ausschließlich Mendoza auf dem Label. Um die ganze Vielfalt des Anbaugebiets zu entdecken, lohnt sich übrigens eine Weinprobe in den eigenen vier Wänden. Vergleichen Sie doch mal einen Wein, dessen Trauben aus ganz Mendoza stammen mit einem Wein aus dem Valle de Uco, Maipú und Luján de Cuyo. Die Unterschiede können höchst spannend sein!
6 Antworten auf „Mendoza: Argentiniens wichtigste Weinregion“
[…] ging man noch weiter in die Höhe. Und zwar im Valle de Uco in Mendoza. Dieses Mal auf über 1.000 Meter Höhe. Die Ergebnisse waren phänomenal. Zu den Fruchtaromen […]
[…] wollte die 1956 in Mendoza geborene Susana Balbo eigentlich gar keine Winzerin werden. Sie wuchs in schlichten Verhältnissen […]
[…] da diese ganz wunderbar mit den Fleischaromen harmonieren. Vom Malbec aus dem Valle de Uco aus Mendoza über einen Blaufränkisch aus dem Burgenland bis hin zu einem kraftvollen Napa-Cabernet oder einem […]
[…] dank. Auf der französischen Insel Korsika ist die Rebsorte ebenso beheimatet wie im argentinischen Mendoza, in Chile oder im McLaren Vale in Australien. Ja, selbst in Rumänien, Tunesien oder Äthiopien […]
[…] Argentinien noch ein blinder Fleck auf der Weinlandkarte war, machte sich Birnie-Scott auf nach Mendoza. Als Cool-Climate-Experte hatte er ein Auge auf die Höhenlagen am Fuße der Anden geworfen. Und […]
[…] damals war man Wirbel in Argentinien nicht gewohnt, wenn es um Wein ging. Schon gar nicht in der Region Mendoza und erst recht nicht im Valle de Uco – einem ebenso beschaulichen wie fruchtbaren Tal, das vom […]