Viele Menschen assoziieren mit australischen Weinen automatisch das Barossa Valley. Und das hat auch einen guten Grund. Denn aus der bekanntesten Weinregion kommen 60 Prozent aller Weine des Landes. Auf 10.000 Hektar gedeihen etwa 70 Kilometer nordöstlich von Adelaide die Reben. Beziehungsweise auf 20.000 Hektar. Schließlich gehört auch das Eden Valley zum Barossa Valley - auch wenn es auf den meisten Weinetiketten als eigenständige Appellation firmiert, was es aber leider nicht ist. Die beiden Täler gehören zusammen. Nur, dass das Eden Valley ein wenig im Schatten seines "großen Bruders" steht.
Um da nicht durcheinander zu geraten, welcher Wein aus welchem Tal stammt, gibt es aber auch so eine simple Faustregel: Handelt es sich um einen Shiraz, stammt er garantiert aus dem Barossa Valley. Ist es ein Riesling, Chardonnay oder ein Pinot Noir, kommt dieser so gut wie immer aus dem Eden Valley.
Was das Eden Valley vom Barossa Valley unterscheidet
Die Gründe für diese so vorbildhafte Trennung lassen sich mit dem Klima sowie mit den Böden begründen. Machen wir uns nichts vor: ob nun Barossa oder Eden Valley - heiß ist es im Bundesstaat South Australia überall. Das Eden Valley liegt allerdings 100 bis 200 Meter höher als das Barossa Valley. Außerdem ist die Vegetation eine ganz andere: Hier findet man viele Eukalyptuswälder, die Schatten spenden. Die Folge: im Eden Valley ist es meist 2 °C kühler. Dadurch reifen die Trauben langsamer und können später gelesen werden.
Hinzu kommen dann noch die Böden, die von sandigem Lehm und Sandstein geprägt sind. Auf solch einem Untergrund fühlen sich vor allem die Rebsorten Riesling, Chardonnay und Pinot Noir im Eden Valley sehr wohl. Riesling sogar so sehr, dass diese fast schon urdeutsche Traube dort eine vollkommen andere, aber eben nicht minder beeindruckende Strahlkraft entwickelt. Solch einen Wein aus dem Eden Valley zu probieren, lohnt sich nicht nur für eingefleischte Riesling-Fans.
Extreme Hitze im Barossa Valley
Das Herzstück des Barossa Valley bildet ein flaches Hochtal rund um den Ort Tanunda. 200 bis 300 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, wird es hier richtig, richtig heiß. Im Sommer (in Australien also von Dezember bis Februar) sind hier 35 °C vollkommen normal. Die Sonne brennt dementsprechend gnadenlos auf die Reben nieder, die tief in dem alluvionalen Sand und der fruchtbaren Schwarzerde wurzeln. Die Sommer im Barossa Valley sind nicht nur heiß, sondern auch trocken. Regen gibt es hier nur im milden Winter zwischen April und Oktober.
Obwohl mediterrane Einflüsse herrschen, die dank des Pazifiks herüberwehen und die brennende Hitze ein wenig abmildern, ändert das nichts an der Tatsache, dass die Reben in einer recht unwirtlichen Gegend wachsen. Was für Riesling definitiv zu warm ist, ist für eine andere Rebsorte hingegen geradezu ideal: Shiraz. Im Barossa Valley gedeihen zwar auch Grenache und Cabernet Sauvignon, aber von den 100 Millionen Litern Wein, die jährlich im Barossa Valley produziert werden, sind knapp 50 Prozent Shiraz - der Vorzeigerebsorte Australiens. Was aber macht einen Shiraz aus dem Barossa Valley so besonders? Und wie unterscheidet er sich von Syrah aus der Alten Welt? Schließlich ist es ja ein und dieselbe Rebsorte! Machen wir einen kleinen Ausflug in die ebenso intensive wie faszinierende Shiraz-Welt des Barossa Valley.
Australiens Shiraz-Siegeszug
Denn hier, mitten im flachen Hochtal, entstehen die Weine, die Australien als Weinland so berühmt gemacht haben: schwere und vollmundige Shiraz, die mit 15 Volumenprozent oder gar mehr aufwarten. Da kann meist selbst ein italienischer Amarone nicht mithalten! Aber keine Bange, dieser hohe Alkoholwert ist in der Regel bestens eingebunden. Denn die Shiraz aus dem Barossa Valley sind außerdem auch noch sehr extraktreich und warten mit superweichen Tanninen auf. Also quasi ein hochintensives Gesamtpaket, das schnell seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten hat.
Und zwar derart nachhaltig, dass in so manchem anderen Land die Stilistik darüber entscheidet, ob die Rebsorte denn nun wie in Frankreich Syrah oder eben Shiraz, wie sie in Australien heißt, genannt wird. Bestes Beispiel ist da etwa die südafrikanische Weinregion Stellenbosch. Ist der Wein eher schlank, elegant und mit einer feinen Tannin-Struktur, dann handelt es sich um Syrah. Ist die Stilistik hingegen sehr intensiv und fruchtig-opulent, ist es ein Shiraz, weil der Wein eben dem australischen Geschmacksprofil dieser Rebsorte zuzuordnen ist.
Wurzelechte Reben im Barossa Valley
Dass ein Shiraz aus dem Barossa derart intensiv und vollmundig und extraktreich ist, kommt übrigens nicht von ungefähr. Denn die meisten Reben sind 80, 100 oder gar über 150 Jahre alt. Dementsprechend gering ist der hocharomatische Ertrag. Und auch für das beeindruckende Rebenalter gibt es einen Grund.
Denn die Reblaus, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts einen Großteil der europäischen Rebbestände vernichtete, ward in Australien nie gesehen. Dadurch war es den Shiraz-Reben möglich, ein derart hohes Alter überhaupt erst zu erreichen.
Am Anfang stand ein deutscher Weinbau-Pionier
Aber wie begann der Weinbau im Barossa Valley überhaupt? Und woher stammt der Name? Nun, ab den 1830er-Jahren wurde das Hochtal von Briten und Deutschen besiedelt. Benannt wurde das Barossa Valley nach den umliegenden Barossa Ranges, die Teil der südaustralischen Bergkette Mount Lofty Ranges sind. Und für die Barossa Ranges wiederum stand eine spanische Schlacht Namenspate: Barrossa. Genau, mit zwei R. Denn leider schlich sich in dem ersten offiziellen Dokument, in dem die Barossa Ranges erwähnt wurden, ein Rechtschreibfehler ein. Man ließ das dann so.
Die ersten Reben - nämlich Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Chardonnay - wurden 1842 von Lutheranern ins Barossa Valley gebracht. Es sollte dann aber noch fünf Jahre dauern, bis der deutsche Pionier Johann Grampp aus Aiching bei Kulmbach die ersten Reben im Barossa Valley mit nennenswertem Erfolg pflanzte. Und zwar in der Lage Jacob’s Creek, um genau zu sein. 1850 konnte er die Trauben das erste Mal ernten - und genau 12 Dutzend Flaschen Wein daraus erzeugen. Johann Grampp gilt damit als Urvater des australischen Weinbaus.
Weinvielfalt aus dem Barossa Valley
Das Weingut von Johann Grampp existiert schon lange nicht mehr. Château Yalumba, das älteste Weingut im Barossa Valley kann aber auf eine nicht minder beeindruckende Historie zurückblicken. Schließlich wurde es 1849 gegründet. Andere Weingüter mögen nicht ganz so alt sein, beeindrucken seit vielen Jahren aber trotzdem mit ihren außergewöhnlichen Weinqualitäten. Am bekanntesten ist wohl ganz eindeutig Penfolds, das mit seinem Grange Hermitage echte Weingeschichte geschrieben hat. Wer das Weingut übrigens mal besuchen möchte, sollte unbedingt eines der Tagesseminare buchen. Denn dann kann man dort seinen eigenen Wein kreieren.
Ob nun so große Weinbetriebe wie Penfolds oder kleinere Güter wie Ben Glaetzer, Torbreck Vintners oder Two Hands Wines - die Weinszene im Barossa Valley ist sehr divers - und dementsprechend spannend. In den vergangenen zwanzig Jahren sind viele neue Winzer hinzugekommen. Meist handelt es sich dabei um sehr, sehr kleine Weingüter, die verschwindend geringe Weinmengen vinifizieren. Früher wurden die Trauben einfach an Großproduzenten verkauft, heutzutage keltert man selbst. Und das gerne auch mal abseits der bewährten Pfade.
100 Jahre alter Tawny
Wer das Barossa Valley einmal selbst bereisen, aber vorher nicht zu aufwendig recherchieren möchte, der hat die Möglichkeit, eine der zahlreichen Weintouren durch das Tal zu buchen. Unter anderem gehört die Weinfirma Seppeltsfield zu den Anbietern solcher Touren. Und die wiederum lassen einen ganz besonderen Wein abfüllen. Neben Shiraz gibt es nämlich noch eine andere Spezialität aus dem Barossa Valley: die australische Port-Version. Den Tawny. Tawny wird meist aus Shiraz und Grenache vinifiziert. So weit, so normal.
Bei Seppeltsfield wird aber seit 1878 jedes Jahr ein 500-Liter-Fass mit Tawny eingelagert und nach genau einhundert Jahren geöffnet. Immer am 20. Februar. Von den einstmals 500 Litern sind in der Regel noch 300 Liter übrig, der Rest ist im Laufe der zehn Jahrzehnte verdampft. Und diese 300 Liter sind flüssige Geschichte! Leider hat diese dann aber auch ihren Preis. Eine Halbflasche mit 375 ml kostet 2.000 Australische Dollar! Da muss man schon ein echter Liebhaber sein, um derart tief in die Tasche zu greifen. Für jeden Weinliebhaber mit einem weniger üppig gefüllten Konto gibt es aber zum Glück genügend Alternativen aus dem Barossa Valley - und zwar vom vollmundigen Feierabend-Wein bis hin zum facettenreichen Kult-Shiraz. Eine Reise im Glas gen Barossa Valley lohnt sich also allemal!
20 Antworten auf „Barossa Valley: Australiens Shiraz-Mekka“
[…] In genau diesem Detail verbirgt sich eine kleine Besonderheit. Denn es stimmt zwar, dass das Barossa Valley die älteste Region in Südaustralien ist, in der es schon Wein gab. Professionalisiert wurde Wein […]
[…] Sensation in der Weinwelt, die direkt ihre ganze Aufmerksamkeit diesem kleinen Newcomer aus dem Barossa Valley widmete. Schnell stellte sich heraus, dass die 1995er-Edition kein One-Hit-Wonder war: 'RunRig' […]
[…] dem Burgenland bis hin zu einem kraftvollen Napa-Cabernet oder einem australischen Shiraz aus dem Barossa Valley ist hier tatsächlich alles […]
[…] einen Barolo zu schenken, ergibt zum Beispiel wenig Sinn. Und wer sehr gerne Shiraz aus dem Barossa Valley trinkt, wird an einem Syrah von der Rhône nicht ganz so viel Freude haben. Selbiges lässt sich […]
[…] überdecken. Und das wäre doch mehr als schade. Wer trotzdem nicht auf seinen Shiraz aus dem Barossa Valley, seinen Tempranillo aus der Rioja oder seinen Barolo aus dem Piemont verzichten möchte, der greift […]
[…] präsente Gerbstoffe. Die Gran Reserva aus der Rioja sollte also genauso wie ein Shiraz aus dem Barossa Valley eher nicht im Kochtopf landen. Was auf der roten Seite aber immer eine gute Wahl ist, das sind […]
[…] schmeckt der Wein schon auf Grund des Klimas. Im Barossa Valley, wo die typischsten dieser Typen entstehen, klettert das Thermometer im Sommer gern mal auf über […]
[…] des Käses, desto vollmundinger und extraktreicher darf auch der Wein sein. Ein Shiraz aus dem Barossa Valley eignet sich hier also ebenso gut wie ein Primitivo aus Apulien oder aber ein Amarone di […]
[…] den Liparischen Inseln, kühler. Grundsätzlich aber ist das Klima ähnlich wie im australischen Barossa Valley oder im kalifornischen Napa Valley. Deren Weine gaben in den 1980er-Jahren einen wichtigen Impuls. […]
[…] Dann einfach die Zange von oben ansetzen und hochziehen, bis der Korken draußen ist. Geschafft! Ob Barossa-Shiraz, Beaujolais oder was Sie gerade vor sich haben – der Wein ist offen. Wenn Ihnen das zu einfach war, […]
[…] neigt zum bitteren Beiton. Tannine würden eine Art Turbo zünden. Ein Shiraz aus dem australischen Barossa zum Spargel? Statt feinstem Gemüsearoma hätten Sie da einen metallisch-unangenehmen Geschmack im […]
[…] je intensiver der Wein, desto größer der Kelch. Ganz einfach, weil ein fülliger Shiraz aus dem Barossa Valley viel mehr von noch mehr Luft profitiert als ein schlankerer Chianti aus der Toskana. Auch ein […]
[…] zu. Indes können sich ein Pinot Noir aus dem Burgund oder Martinborough, ein Shiraz aus dem Barossa Valley oder aber ein Châteauneuf-du-Pape von der Rhône dank ein paar Jahren Flaschenreife prima […]
[…] Fleisch wird dementsprechend schonend zubereitet. Wer dazu einen australischen Shiraz aus dem Barossa Valley genießen möchte, kann das natürlich gerne tun, wird dann aber nur wenig vom Geschmack des […]
[…] genießen möchten, der eigentlich noch ein paar Jahre liegen könnte. Oder den Shiraz aus dem Barossa Valley, den Sie zum Geburtstag geschenkt bekommen haben. Denn so gut wie diese Weine schmecken, warten Sie […]
[…] Rebflächen mit Grenache, belegt sie heute nur noch 1.500 Hektar. Allerdings gibt es vor allem im Barossa Valley und McLaren Vale wurzelechte Rebanlagen, die mit über 170 Jahre zu den ältesten der Welt […]
[…] wachsen. Sie entsprechen in der Regel eher dem Stil der Neuen Welt. Stichwort Australien und Barossa Valley. Kein Wunder, dass hier dann meist Shiraz als Rebsorte angegeben wird – eben so, wie Syrah in Down […]
[…] Nach Australien hatten bereits Siedler in der Mitte des 19. Jahrhunderts Cabernet Sauvignon-Rebstöcke gebracht. Aber erst seit den 1960er-Jahren entdeckte man das Potenzial der französischen Edelrebe so richtig. Australische Cabernet Sauvignon-Weine sind mit reifer Frucht und einem weichen, aber dennoch kräftigen Tanningerüst ausgestattet. Die berühmtesten Weine kommen aus Coonawarra, von Reben auf dem braunroten Lehmboden namens Terra rossa. Tiefdunkel im Glas, körperreich am Gaumen und mit typischen Cassis- und Mentholnoten. Australiens zweithäufigste rote Rebsorte belegt in Down-Under 24.000 Hektar von insgesamt 132.000 Hektar Rebfläche. An der Spitze steht Shiraz, mit dem sie in Blends eine typische Verbindung eingeht, etwa im Barossa Valley. […]
[…] verlängern so die Reifeperiode. So ist die Region durchschnittlich ein Grad Celsius kühler als das heiße Barossa Valley. Dennoch ist so warm, dass die Reben keinen Frost […]
[…] Immerhin ist die jährliche Durchschnittstemperatur ein Grad Celsius niedriger als die im heißen Barossa Valley. Daher haben die Pioniere zu Beginn auch mit Riesling experimentiert. Allerdings ist es dann aber […]