Da hat man sich zur Feier des Tages extra ein weißes Hemd angezogen - und dann das! Jemand reißt einen Witz, während man selbst gerade genüsslich am Weinglas nippt. Und schon ist er da, der Rotweinfleck. Diese Situation kann man natürlich beliebig variieren. Gläser kippen um, beim Ausgießen verschüttet man Wein oder es geht generell etwas daneben. Es kann den teuren Kaschmir-Pullover ebenso treffen wie den edlen Teppich oder die robuste Tischdecke. Womit wir auch schon bei der eigentlich Krux sind, wenn es darum geht, einen Rotweinfleck entfernen zu müssen. Man sollte da nämlich nicht nur flott sein, sondern auch das jeweilige Material berücksichtigen. Denn Textilien verschiedener Arten reagieren nun einmal unterschiedlich auf eine Fleck-weg-Behandlung.
Was uns dann auch nahtlos zu dem Manko handelsüblicher Fleckentferner bringt. Deren Hauptbestandteil ist in der Regel Natriumkarbonat. Dem Hauptbestandteil von Waschsoda. Wobei man es auch im Backpulver findet. Damit Natriumkarbonat besser wirkt, wird es mit Hydrogenperoxid versetzt. Was ja nichts anderes ist, als die gute, alte Bleiche. Und das bedeutet wiederum: wenn man einen Rotweinfleck entfernen möchte, der auf keinem farbechten Textil prangt, dann verschwindet nicht nur der Fleck, sondern eben auch das schöne Blau des Hemdes. Oder aber es funktioniert gar nicht. Für besonders flauschige Teppiche empfehlen selbst Hersteller ihre Fleckenentferner nicht. Einfach, weil die Wirkung aufgrund der vielen Textilfaserschichten stark eingeschränkt ist.
Rotweinfleck entfernen: Allgemeine Hinweise
Nun muss man sein Hemd oder seinen Teppich nicht unbedingt gleich in die Reinigung geben, wo man den Flecken mit noch mehr Chemie zu Leibe rückt. Ein paar Haushaltsmittel aus Omas Trickkiste tun hier nämlich nach wie vor ihren Dienst. Wir stellen Ihnen jetzt einfach mal die beliebtesten Tipps vor, mit denen man einen Rotweinfleck entfernen kann. So unterschiedlich sie auch sein mögen, eines eint sie. Wenn Sie einem Fleck zu Leibe rücken möchten, gilt: niemals reiben! Damit drücken Sie die Farbpigmente nämlich noch viel tiefer in die Fasern. Also bitte immer und vor allem konsequent tupfen. Und zwar von außen nach innen, um den Fleck nicht noch zu vergrößern.
Mal ganz davon abgesehen, dass Rotweinfleck nicht gleich Rotweinfleck ist. Kleckert man mit einem nicht ganz so farbintensiven Wein wie etwa Pinot Noir oder Gamay, ist die Rettungsaktion meist einfacher und von einem größeren Erfolg gekrönt, als wenn man zum Beispiel Syrah oder Mourvèdre verschüttet. Diese beiden Rebsorten haben aufgrund ihrer dicken Beerenschale viel mehr Gerbstoffe und Farbpigmente. Das gilt es zu berücksichtigen, wenn man einen Rotweinfleck entfernen will. Kommen wir aber nun endlich mal zu den Tipps.
Besonders schonend: Salz und Mineralwasser
Am häufigsten wird empfohlen, Salz auf einen frischen Rotweinfleck zu schütten. Schütten ist da auch schon das richtige Wort, denn mit zaghaften Streuen werden Sie hier keinen Erfolg haben. Das Prinzip hinter dem Salz: es trocknet den Fleck aus und zieht dabei nicht nur Wasser, sondern eben auch die Farbpigmente heraus. Was leider nur bedingt stimmt. Ja, Salz saugt die Feuchtigkeit auf. Dadurch geraten auch Tannin und Farbe in Bewegung. Im Idealfall lösen sie sich so von der Textilfaser. Doch dieser paradiesische Zustand trifft halt leider nicht zuverlässig ein. Gerade bei reichhaltigen Rotweinen wie einem Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley oder einem Barossa-Shiraz kann es vorkommen, dass der Fleck unter der Salzschicht einfach nur in Ruhe trocknet.
Unser Tipp: nutzen Sie lieber Mineralwasser, um einen frischen Rotweinfleck zu entfernen. Die Kohlensäure löst nämlich die Farbpigmente des Weins zuverlässig von den Textilfasern. Sie brauchen dann nur noch mit einem weißen Tuch vorsichtig zu tupfen. Wiederholen Sie den Prozess so lange, bis der Fleck weg ist. Das Gute: diese Methode ist auf Kleidungsstücken ebenso zuverlässig anwendbar wie auf dem Teppich oder dem Sofa. Und wenn Sie es doch erstmal mit Salz versuchen möchten und damit bei schweren Rotweinen keinen Erfolg haben, kann Mineralwasser auch nachträglich einen Teil des Flecks entfernen. Ansonsten hilft da aber vielleicht auch der nächste Tipp.
Für härtere Fälle: Gallseife
Wenn das verschandelte Textil etwas robuster ist, schlägt die große Stunde der Gallseife. Die Mischung aus Kernseife und Rindergalle ist das alte Hausmittel schlechthin, wenn es darum geht, einen Rotweinfleck zu entfernen. Seifen Sie den Fleck gründlich ein. Befindet sich dieser auf einem Kleidungsstück, dann waschen Sie dieses direkt, ohne zuvor die Gallseife auszuspülen. Für einen Teppich oder das Sofa kommt dann eben jede Menge Wasser mit ins Spiel. Auch hier gilt: bitte nicht reiben, sondern tupfen. Das Gute an Gallseife: sie enthält keine oder kaum waschaktive Substanzen oder Enzyme. Und bleicht damit auch nicht aus. Damit ist sie neben Salz und Mineralwasser die wohl schonendste Methode gegen Flecken.
Rotweinfleck entfernen: Lauge und Säure
Um einen besonders hartnäckigen Rotweinfleck entfernen zu können, kann man sich auch eine Lauge anrühren. Zum Beispiel mit Wasser und Kartoffelstärke. Streichen Sie die Mischung auf den Fleck und lassen Sie sie leicht antrocknen. Dann gründlich ausspülen und tupfend den Rotweinfleck entfernen. Die etwas härtere Gangart ist dann Backpulver: gleiches Prinzip, aber eine stärkere Wirkung. Weil die Lauge dank Natriumkarbonat intensiver ist.
Auch Säuren aller Arten eignen sich für die Fleckentfernung. Vom frischen Zitronensaft bis hin zum weißen Essig ist da alles möglich. Einfach die Säure der Wahl auf den Fleck träufeln, kurz einwirken lassen und dann mit sehr viel Wasser ausspülen und trockentupfen. Bei Laugen und Säuren gibt es nur ein Problem. Sie können auch die Textilfarbe angreifen. Dementsprechend vorsichtig sind diese Haushaltsmittel zu händeln. Bei weißer Kleidung ist die Anwendung aber absolut kein Problem. Hier haben wir noch einen weiteren Tipp für Sie, der sogar dabei hilft, wenn man einen eingetrockneten Rotweinfleck auf weißer Kleidung entfernen möchte. Buttermilch! Die enthaltene Milchsäure ist etwas schonender als Laugen und Essig. Damit ist sie ideal für edlere Materialien wie zum Beispiel Kaschmir oder Seide. Weichen Sie das fleckige Kleidungsstück eine halbe Stunde komplett in Buttermilch ein und spülen Sie es danach gründlich unter fließendem Wasser aus.
Vorsicht bei bunten Textilien!
Wer sich einmal eingehender damit beschäftigt hat, Rotweinflecken mit Hausmitteln zu entfernen, wird im Internet auf zahlreiche weitere Tipps stoßen. Vom Rasierschaum fürs Sofa, dem Fensterreiniger für den Teppich oder klare Spirituosen wie Wodka für Hemd und Bluse ist da alles dabei. Selbst Spiritus findet man! Die meisten dieser Ratschläge beziehen sich allerdings ausschließlich auf farbechte Textilien. Denn auch hier sind in der Regel Säuren oder Laugen mit im Spiel, die sich negativ auswirken können. Mal ganz davon abgesehen, dass dann auch eine Menge künstliche Chemie mit dabei ist.
Deswegen haben wir zum Schluss eine sehr nachdrückliche Empfehlung. Bei weißen Kleidungsstücken können Sie gerne selbst Laugen anmischen und Säuren anwenden. Wenn Sie allerdings die Farbe in den Textilien behalten möchten, raten wir dazu, ausschließlich Salz, Mineralwasser oder Gallseife zu verwenden. Sollte der Fleck dann immer noch da sein, ist es das Beste, eine Reinigung aufzusuchen. Hier sind Profis am Werk. Rotweinflecken entfernen ist für dieses Fachpersonal ein Kinderspiel. Und die Kleidung bleibt dabei unbeschädigt. Aber zum Glück lassen sich die meisten Rotweinfleckendesaster ja allein mit wenigen Hausmitteln lösen. So steht einem weiteren entspannten Abend mit dem Lieblingsrotwein nichts mehr im Weg.