Beim Thema Weinzubehör scheiden sich regelmäßig die Weingenießergeister. Denn bereits aus dem Korkenzieher kann man eine echte Wissenschaft machen. Reicht ein Kellnermesser? Oder muss es ein hydraulischer High-Tech-Öffner sein, der den Korken schont? Und muss die Spindel nun eine Seele haben oder nicht? Sie sehen: da sind Diskussionen vorprogrammiert. Mal ganz davon abgesehen, dass Begriffe wie Seele nun auch nicht jedem bekannt sind. Bringen wir also etwas Licht ins Dunkel und schauen wir uns an, was man an Weinzubehör tatsächlich braucht. Los geht’s mit den Basics, bevor wir uns dann steigern.
Weinzubehör: Der Korkenzieher
Wenn Sie nicht ausschließlich Weinflaschen mit Schraubverschluss kaufen oder es sich nicht zum Hobby gemacht haben, Wein generell ohne Korkenzieher zu öffnen, dann kommen Sie an eben jenem nicht vorbei. Den Korkenzieher. Da stellt sich dann tatsächlich die Frage: mit oder ohne Seele? Als Seele bezeichnet man den Hohlraum in der Mitte der Spindel. So ein schlichtes Kellnermesser hat zum Beispiel grundsätzlich eine Seele. Die meisten Flügelkorkenzieher (also die Varianten, bei denen zwei Ärmchen an den Seiten hochgehen, wenn man den Zieher eindreht und die man dann runterdrücken kann, damit sich der Korken einfacher hebt) indes nicht. Bei ihnen besitzt die Spindel keinen Hohlraum. Generell ist es tatsächlich so, dass ein Öffner mit Seele den Korken besser greift. Dadurch bricht er nicht so schnell und kommt unbeschadet aus dem Flaschenhals.
Nun ist es ja aber so, dass immer mehr Weingüter auf diverse Kunstkorken zurückgreifen. Diese können komplett aus Plastik sein, weil die Weine nicht gelagert, sondern jung genossen werden sollen. Oder es sind speziell behandelte Korken, die aus einem Eichenkonglomerat bestehen. Bei diesen Verschlüssen spielt es keine Rolle, ob ein Korkenzieher eine Seele hat oder nicht. Und eh: auch die meisten Naturkorken ist diese Seele herzlich egal. Selbiges gilt auch für den Umstand, ob der Korken mittels einer ausgetüftelten Mechanik oder ausschließlich mit Muskelkraft herausgehebelt werden soll.
Anders ausgedrückt: bei diesem Weinzubehör-Basic kommt es eigentlich nur auf Ihre persönlichen Vorlieben an. Vom einfachen Kellnermesser mit Werbeaufdruck über ein handgefertigtes Exemplar aus Echtholz mit Gravur bis hin zum Flügelkorkenzieher oder dem vollautomatischen Öffner, der dazu noch Musik abspielt. Nutzen Sie einfach, was Ihnen am besten gefällt.
Gläser-Grundausstattung
Selbiges gilt auch für das nächste Streitthema, wenn es um Weinzubehör geht. Die Gläser. Auch aus diesem Weinzubehör kann man eine echte Wissenschaft machen. Größe, Form und selbst die Farbe können variieren. Und natürlich die Glaswanddicke! Mal ganz davon abgesehen, dass es auch für die einzelnen Rebsorten inzwischen verschiedene Modelle gibt. Die Auswahlmöglichkeiten sind schier unendlich. Wir halten es aber auch an dieser Stelle einfach. Zur absoluten Grundausstattung gehört ein Universalglas. Punkt. Also ein Glas, dass Sie sowohl für Weiß-, Rot- und Schaumwein benutzen können. Im zweiten Schritt lohnt es sich, jeweils Gläser für die einzelnen Farben und Arten zu haben.
Fortgeschrittene Weinliebhaber besitzen dann wahrscheinlich noch spezielle Gläser für verschiedene Weinarten. Zum Beispiel ein extra bauchiges Bordeaux-Glas oder aber auch eins für Burgunder. Bei hochwertigen Weinen lohnt es sich auch, auf mundgeblasene Gläser statt maschinell gefertigter zu setzen. Denn tatsächlich wird der Genuss größer, je dünner die Glaswand ist. Aber auch hier gilt: wenn Sie gerade erst damit anfangen, sich mit Wein zu beschäftigen, reicht zunächst die Grundausstattung, um die persönlichen Vorlieben kennenzulernen.
Weinzubehör: Weitere Basics
Bevor wir uns der hohen Kunst in Sachen Weinzubehör widmen, haben wir noch mehr Grundausstattung für Sie parat. Wenn Sie zum Beispiel gerne Sekt, Cava, Champagner oder Crémant trinken, lohnt es sich immer, einen Sektverschluss im Haus zu haben. So lässt sich die Flasche verschließen, wenn sie mal nicht leer geworden ist. Und die Bubbles bleiben trotzdem drin. Jedenfalls eine zeitlang.
Auch für Stillweine gibt es inzwischen die verschiedensten Verschlüsse. Zum Beispiel aus Metall mit geometrischen Formen oben drauf. Oder aus Holz und Plastik mit bunt bemalten Figuren. Das sieht natürlich edel beziehungsweise niedlich aus. Nützlich sind diese Verschlüsse indes nicht. Um den Wein zu schützen, reicht es, wenn man einfach wieder den Korken oder den Schraubverschluss draufmacht. Einzige Ausnahme: die flachen Gummiverschlüsse, die es für Schlegelflaschen zu kaufen gibt. Vor allem Riesling wird ja gerne in dieser sehr hohen Variante abgefüllt. Mit einem Korken passt die Flasche dann meist nicht mehr in den Kühlschrank. Der Gummistumpen ist da also schon sehr praktisch.
Von Kühlern, Karaffen und Dekantern
Vor allem im Sommer ist ein weiteres Weinzubehör unverzichtbar. Der Kühler. Material und Form sind da eigentlich egal. Hauptsache, Weiß-, Schaum- und Rosé-Weine werden vernünftig gekühlt. Nimmt man einen Wein mit in den Garten oder raus in die Natur, dann ist auch eine Kühlmanschette sehr praktisch. Aus der Kategorie unnützes Weinzubehör stammen allerdings die diversen Kühlstäbe, die man direkt in die Weinflasche steckt. Oder die man in Zusammenhang mit einer speziell dafür konstruierten Karaffe kauft. Auch hier gilt: sieht nett aus, ist für den Weingenuss an sich indes nicht von Belang.
Und wenn wir schon bei der Karaffe sind … Wenn Sie gerne gereifte Weine trinken und diese dementsprechend dekantieren, ist eine Karaffe natürlich ein sehr nützliches Weinzubehör. Was auch für einen bauchigeren Dekanter gilt, falls Sie einen Wein vor dem Genuss einfach ein wenig atmen lassen möchten. Das bietet sich ja vor allem bei jüngeren Rotweinen mit vielen Gerbstoffen oder aber in Holz ausgebauten Weißweinen an. Die Tannine werden runder, das Holzaroma harmonischer. Für Dekanter kann man ein kleines Vermögen ausgeben, muss man aber nicht. Selbst der große Wein-Journalist Hugh Johnson greift nach eigenen Angaben am liebsten zu einem sehr schlichten Dekanter aus Glas zurück. Wobei auch wir zugeben müssen, dass ein besonders edles Modell aus Kristall vor allem während festlicher Menüs auf dem Tisch einfach verdammt gut aussieht. Aber auch hier: für den Weingenuss selbst ist es komplett irrelevant, wie hochwertig und teuer der Dekanter war.
Weinzubehör: Kann man haben, muss aber nicht
Es gibt ein paar Weinzubehör-Gadgets, die nicht zwingend notwendig sind, die einem das Weintrinkerleben schon ein wenig vereinfachen. Wenn man sich zum Beispiel schwer damit tut, die schützende Kapsel am Flaschenhals zu teilen und zu entfernen, kann ein Kapselschneider hilfreich sein. Diesen setzt man einfach oben drauf, dreht ihn und schon ist der obere Kapselteil vom unteren getrennt. Eine nicht mindere saubere Sache sind Einschenkhilfen, die verhindern, dass man mit dem Wein unnötig kleckert. Wer schon einmal Rotweinflecken von weißen Tischdecken oder einem hellen Teppich entfernt hat, weiß das zu schätzen.
Die bekannteste Ausgießhilfe ist der sogenannte Drop-Stop. Dabei handelt es sich um ein rundes, dünnes und flexibles Plättchen, das man zusammenrollt und in den Flaschenhals steckt. Eigentlich ganz einfach, aber wahnsinnig effektiv. Was dann auch für den Weinring gilt. Das ist ein Metallring, der innen mit Samt oder Stoff ausgekleidet ist. Man stülpt ihn über den Flaschenhals, damit auch er Weintropfen auffängt.
Einschenkhilfen gibt es aber auch noch mit speziellen Sonderfunktionen. Sie können zum Beispiel den Wein bereits beim Einschenken belüften. Dabei fließt der edle Rebensaft meist durch einen trichterförmigen Aufsatz, in dem an diversen Stellen Löcher so angebracht sind, dass der Wein mit besonders viel Sauerstoff in Berührung kommt. Das ist nett anzusehen. Aber lassen Sie es uns mal so sagen: Das Schwenken des befüllten Weinglases hat den gleichen Effekt. Und dann wäre da natürlich noch das Weinthermometer. Wer sehr viel Wert auf eine exakte Trinktemperatur legt, wird ohne Thermometer wahrscheinlich nicht auskommen. Ob es dann aber die fancy Manschette mit Digitalanzeige sein muss, sei mal dahingestellt. Wem es reicht, ungefähr die Temperatur zu treffen, der kann indes auf beides gut verzichten.
Weinzubehör für Liebhaber gereifter Weine
Dass eine Karaffe zum Dekantieren hilfreich sein kann, wenn man regelmäßig gereifte Weine genießt, haben wir ja bereits erwähnt. In diesem Fall gibt es aber noch ein paar andere Utensilien, die in der Schublade für Weinzubehör nicht fehlen dürfen. Je länger ein Wein in der Flasche ist, desto brüchiger wird der Korken. Weil er sich einerseits mit Wein vollsaugt, andererseits durch die Luft aber auch austrocknen kann. Mit einem normalen Korkenzieher bröselt man in der Regel da einfach nur den kostbaren Tropfen voll - Seele hin oder her.
Für solche Momente wurde zum Glück der Federkorkenzieher erfunden. Dieser hat keine Spindel (und damit auch keine Seele), sondern zwei dünne Metallzungen, die sich zwischen Korken und Flaschenhals schieben und so den Stopfen behutsam und vor allem in einem Stück herausziehen. Falls doch mal ein paar Brösel in die Flasche fallen, kann man ein Dekantiersieb verwenden, mit dem sich die kleinen ungebetenen Unholde prima beim Umgießen herausfiltern lassen. Die Maschen sind hier noch feiner als bei einem haushaltsüblichen Küchensieb. Man kann aber auch alternativ einen einfachen Kaffeefilter nehmen.
Auf den ersten Blick etwas altmodisch beziehungsweise putzig sieht ein Dekantierkörbchen aus. Dabei handelt es sich um einen kleinen Korb aus Draht, Weide oder Stroh, in das man eine Flasche Wein legt. Und zwar in die gleiche Position, die sie auch während der Lagerung hatte. Dadurch wird das Depot, das sich im Laufe der Jahre gebildet hat, nicht aufgewirbelt. So kann man den Wein auch ohne ihn zu dekantieren einschenken. Sie erhalten aber auch den gleichen Effekt, wenn Sie die Flasche einfach einen Tag vor dem Öffnen aufrecht hinstellen. Das Depot sinkt dann zu Boden - und bleibt auch dort, wenn Sie vorsichtig einschenken. Das Dekantierkörbchen gehört definitiv zu den aussterbenden Weinzubehörteilen. Man sieht fast nur noch in sehr noblen Restaurant, wo bei einigen Sommeliers noch zum guten Ton gehören.
Weinzubehör - ein Fazit
So groß der Markt für Weinzubehör inzwischen ist, so überflüssig sind im Grunde einige Weiterentwicklungen, wenn es um den Weingenuss an sich geht. Gegen Spielereien jeglicher Form und edle Accessoires ist natürlich nichts einzuwenden. Irgendwann möchte man als Weinliebhaber auch gerne mal etwas Außergewöhnliches haben, das eben nicht nur nützlich ist, sondern auch noch schön aussieht. Wenn man aber noch am Beginn seiner Weintrinkerkarriere steht, können einen diese Gadgets schon ziemlich verunsichern. Deswegen unser Rat: lassen Sie sich nicht beeinflussen! Schauen Sie einfach, was für Weinzubehör Sie wie oft verwenden. Das reicht meistens schon, um zu wissen, in welche Richtung es sich noch zu schauen lohnt. Oder eben zu erkennen, was noch fehlt.
Falls Sie in Ihrem Familien- und Freundeskreis übrigens der einzige vinophile Connaisseur sein sollten, haben wir noch einen Tipp für Sie. Es ist sinnvoll, vor Geburts- und Feiertagen explizit darauf hinzuweisen, dass man sich kein Weinzubehör wünscht. Oder eben ganz konkret sagt, was es sein soll. Über den ersten kunstvoll gestalteten Weinverschluss mag man sich noch freuen. Wenn dadurch aber irgendwann die Schublade mit dem Weinzubehör aus allen Nähten platzt, lässt die Euphorie doch schon sichtlich nach. Und eh: der Umgang mit Wein ist nun einmal etwas persönliches. Die Auswahl des Weinzubehörs gehört dementsprechend auch dazu. Wir hoffen allerdings, dass wir Ihnen mit diesem Text ein wenig Hilfestellung geben konnten.
1 Anwort auf „Weinzubehör: Nützliches und Überflüssiges für Weinliebhaber“
[…] einfach nur einen bloßen Umschlag überreichen möchten, dann können Sie Ihr Geschenk auch mit Weinzubehör aufwerten. Damit sind jetzt aber nicht Champagnerquirle, Dekantierkörbchen oder besonders […]