"Ein Tag ohne Kartoffelsalat ist, in kulinarischer Hinsicht, ein vertaner Tag." Zumindest für die beiden Fernsehköche und Kochbuchautoren Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer. Auch wenn das jetzt nicht jeder Genießer so unterschreiben würde, unbestritten ist: Kartoffelsalat hat das ganze Jahr über Saison. Ob am winterlichen Heiligabend oder zur sommerlichen Gartenparty - er ist ziemlich sicher dabei. Doch Vorsicht. Wer sich dem Thema Wein zu Kartoffelsalat nähert, muss auf eines gefasst sein: den Mayonnaise-Äquator! Teilt doch der Lieblingssalat der Deutschen das Land in zwei Hälften: in den Süden, der die Erdäpfel mit Brühe, Essig und Öl würzt und aus Sicht des Nordens gar keinen echten Kartoffelsalat zubereitet. Und in den Mayonnaise-Norden, der wiederum aus Sicht des Südens die Knollen in dicker Sauce schwenkt.
Da haben wir uns noch gar nicht um die Frage gekümmert, was denn außer Kartoffeln noch hineinkommt in den Salat. Grüne Gurken oder Gewürzgurken? Zwiebeln oder Schalotten? Wird er mit Ei, Speck, Radieschen oder feinen Apfelstückchen serviert? Lauwarm oder kalt? Die kulinarischen Fragen scheinen kein Ende zu nehmen: Heißt klassisch jetzt mit Mayonnaise oder ohne? Kommen getrocknete Tomaten und Oliven rein? Oder gar frisches Sommergemüse, geräucherter Lachs oder knusprig gebratenes Hähnchen? Wie auch immer Sie Ihren Salat anrichten, wir haben da ein paar Tipps, mit welchem Wein Sie ihn genießen können.
Kartoffelsalat ohne Mayonnaise: Milder Weißwein
Bayrisch, schwäbisch und badisch sind bei Kartoffelsalat wohl die bekanntesten Varianten, die anstatt auf Mayonnaise auf Brühe, Öl und Essig setzen. Es ist eine Kunst für sich, diese so anzurühren, dass der Salat schön schlotzig wird. Weil so ein bodenständiger Kartoffelsalat für sich steht, sollte der Wein nicht zu aufdringlich sein. Also dezent in der Aromatik, mit leichtem bis mittelkräftigem Körper und insgesamt eher mild. Allrounder sind trockene Weißweine wie Silvaner aus Franken - natürlich stilecht aus dem Bocksbeutel. Eher zurückhaltend ist auch Müller-Thurgau alias Rivaner aus Baden. Gern im Edelstahl ausgebaut, denn dann werden die dezenten Fruchtaromen im Wein nicht verdeckt.
Mit diesen eher milden Weinen umschiffen Sie auch gleich elegant die Säureproblematik. Denn die Essigsäure im Dressing und die Weinsäure können sich schon mal unschön verstärken. Zumal, wenn sich noch sauer eingelegte Gewürzgurken im Salat tummeln. Alternativ können Sie sich statt Silvaner und Rivaner auch zwei andere Weine einschenken. Einen milden Weißburgunder oder einen leichten Grauburgunder, beides aus der Pfalz oder Baden. Auch viele italienischen Weißweine haben neben zarten Fruchtaromen nur wenig Weinsäure. Und das Beste daran: mit Soave und Lugana schenken Sie sich zusätzlich Urlaubsgefühl ein! All das funktioniert genauso gut für andere Grillsalate wie etwa Nudelsalat, die ohne Mayonnaise angemacht sind.
Falls Sie kein Fan von mildem Wein zu Kartoffelsalat sind und gern etwas mehr Spannung im Glas haben möchten, probieren Sie doch einfach einen Riesling. Ja, der hat mehr Weinsäure. Aber meist auch eine schöne Restsüße, die die Säure im Dressing abmildert. Halbtrockener Riesling oder ein Kabinett bringen noch etwas mehr Fruchtzucker mit und machen auch Spaß, wenn Äpfel mit im Salat sind. Weil sie mit ihren Apfelaromen eine Genussbrücke bauen! Und wie sieht es mit der Kartoffelsalat-Version aus dem Norden Deutschlands aus?
Kartoffelsalat mit Mayonnaise: Mit Schmelz und Körper
Zugegeben, es ist jetzt nicht so die leichteste Salatvariante, die es gibt. Kartoffelsalat mit Mayonnaise. Zu den ohnehin schon sättigenden Kartoffeln kommt hier noch eine cremige Mayonnaise! Denn auch der Saucen-Klassiker der kalten Küche kommt mit frischem Eigelb und Öl eher gehaltvoll daher. Genau dadurch wird diese Variante aber auch so lecker, wenn sich die geschmeidige Sauce an den Gaumen schmiegt. Im Weinglas braucht es da auch etwas Schmeichelndes, das ein gewisses Gewicht mitbringt, um nicht unterzugehen.
Genau das bringt ein leicht im Holz ausgebauter Chardonnay mit. Die sind meistens nämlich ebenfalls cremig und behaupten sich mit üppigem Körper bei der reichhaltigen Sauce. Allerdings: Einen Chardonnay aus neuem Barrique würden wir nur bedingt empfehlen, denn die vanilligen Aromen könnten dann doch etwas zu wuchtig sein. Ein weiterer idealer Partner zu solch fettigen Saucen ist der Grauburgunder. Der wartet mit fruchtiger Fülle auf, die es spielend mit der Mayonnaise aufnehmen kann. Das gilt für einen Pfälzer Grauburgunder ebenso wie für einen italienischen Pinot Grigio oder einen Pinot Gris aus dem Elsass. Schmelz und feine Fruchtnoten bringen auch kräftigere Weißburgunder mit, etwa aus der Pfalz und Baden.
Wenn Sie aber gar nicht so sehr die Cremigkeit betonen möchten, sondern einen erfrischenden Kontrast lieben, empfehlen wir Ihnen einen leichten Mosel-Riesling, der mit seiner Weinsäure ein schönes Gegengewicht zur Mayonnaise setzt. Bisher waren wir konsequent auf der Weißweinseite. Aber auch Rosé ist oft ein sehr passender Wein zu Kartoffelsalat.
Kartoffelsalat mit viel drin: Rosé!
Manchmal geht es aromatisch intensiv zu im Salat. Herrlich, denn das bietet nochmal mehr Optionen für die Weinauswahl! Zu mediterranen Varianten mit Oliven, getrockneten Tomaten und Kräutern wie Thymian, Rosmarin und Salbei können Sie auch mal einen fruchtigen Provence-Rosé probieren. Oder auch aus dem Languedoc wie zum Beispiel Corbières oder von der Rhône - sie alle bringen genügend Körper und Aromen mit, um die vielfältigen intensiven Nuancen zu verbinden. Vor allem in südfranzösischen Rosé-Blends, in denen die roten Sorten Mourvèdre und Cinsault mit im Spiel sind, finden Sie leichte Kräuternoten, die hervorragend harmonieren.
Wenn Sie etwas mehr Frucht und Farbe im Glas mögen, aber nicht auf die gekühlte Leichtigkeit eines Rosé verzichten möchten, empfehlen wir Ihnen einen spanische Rosado. Denn der wird meist aus Spaniens wichtigsten roten Sorte Tempranillo gemacht. Ihre Weine bringen etwas mehr Wumms als die zartroséfarbenen Pendants aus der Provence. Nahezu kirschrot heben sie den Genuss von Salaten mit Noten von reifen Beeren und Kräutern auf ein neues Level. Gerade auf sommerlichen Grillpartys, bei denen mehrere Salate auf einen Teller wandern, sind Rosé-Weine wahre Allrounder, die alles gut verbinden. Nun spielt der Kartoffelsalat ja aber nicht immer die Hauptrolle. Oft gibt es ja noch was dazu.
Kartoffelsalat als Beilage: Fleisch und Fisch
Beim Klassiker Kartoffelsalat mit Würstchen sind beide gleichberechtigte Partner. Probieren Sie dazu ruhig die milden Allrounder Silvaner und leichte Weiß- und Grauburgunder. Gibt es mehr dazu, entscheidet das dann, welcher Wein passt. Wird es deftiger, weil Röstaromen dabei sind, brauchen Sie auch im Glas einen kräftigen Partner. Zu Kartoffelsalat und Bratwurst können Sie auch einen leichten Roten nehmen, etwa einen Trollinger oder einen Pinot Noir, gern leicht gekühlt. Bier geht natürlich auch. Zu einem weiteren Klassiker - Kartoffelsalat mit Wiener Schnitzel - sind hingegen Weißweine von schöner Struktur und hoher Weinsäure wie Grüner Veltliner und Riesling gefragt. Denn die schneidet sich schön durch das Bratenfett und erfrischt.
Beide Weißweine gehen dann ebenfalls gut zu einer gebratenen Scholle Finkenwerder Art, die kräftig mit Speck und Kartoffelsalat daherkommt. Mögen Sie weniger Weinsäure, dann empfehlen wir einen im Holzfass ausgebauter Chardonnay dazu, der mit seinem Volumen ein harmonisches Gegengewicht dazu setzt. Haben Sie hingegen einen sanft gedünsteten Zander auf zum Kartoffelsalat ohne Mayonnaise, sind Sie mit leichten Grau- und Weißburgundern auf der richtigen Seite. Bereiten Sie Ihren Fisch mediterran-würzig mit Kräutern, Tomaten, Knoblauch und Olivenöl zu, dann ist wiederum ein Provence-Rosé perfekt.
So viel Salat, so viel Wein
Jetzt haben wir Ihnen ganz viele Tipps gegeben, welcher Wein wozu am besten passt. Bloß: Falls Sie selbst eine Party ausrichten, wissen Sie eventuell gar nicht, welche Salate genau mitgebracht werden. Oder Sie möchten als Gastgeber einfach so viel wie möglich auf Ihrem Teller haben, weil Sie von allem kosten möchten? Vielleicht sogar nord- und süddeutsche Kartoffelsalate im Vergleich und bei der zweiten Runde kommt Gegrilltes hinzu? So geht Abwechslung im Genussleben. Und welchen Wein wählen Sie da jetzt aus? Keine Panik.
Zum Glück spielt einem bei all der Theorie die Genuss-Praxis in die Hände. Denn meist isst man die Salate ja nicht allein. Machen Sie sich das bei der Weinauswahl zunutze! Was spricht dagegen, mehrere unterschiedliche Weine zu öffnen? So können Sie zum Beispiel Allrounder wie Grauburgunder oder Rosé öffnen und zusätzlich eine gewagtere Kombination wie etwa eine rote Rhône-Cuvée ausprobieren, wenn zartes Fleisch daneben liegt. Wenn es Ihnen nicht zusagt, dann findet sich in Ihrer Nähe sicher ein dankbarer Abnehmer, der sich gerade eine Lammbratwurst vom Grill geholt hat. In diesem Sinne: guten Appetit!
4 Antworten auf „Kartoffelsalat und Wein: Was passt?“
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