Einfach - und verdammt genial. Genau das ist ihr Geheimnis. Man nehme einen Teigfladen, belege ihn nach Wunsch, schiebe ihn für einige Minuten in den Ofen und hole dann eine knusprige, dampfende Pizza heraus. Kein Wunder also, dass sie eine riesige Fangemeinde hat. In der nicht nur regelmäßig darüber diskutiert wird, welcher Pizza-Wein der beste ist. Sondern zunächst mal darüber, was denn jetzt eine perfekte Pizza auszeichnet: der Teig oder der Belag?
Auch die Thematik, ob minimale Klassiker aus Tomate, Mozzarella und Basilikum besser sind als eine Pizza "mit allem", gilt nach wie vor als ungelöst. Ebenso wie die Frage, ob Pizza mit Ananas eigentlich total lecker ist oder eine Todsünde. Jeder Genießer hat halt seinen eigenen Favoriten. Und das ist auch gut so! Damit Sie bei den vielfältigen Möglichkeiten auch Ihren Pizza-Wein finden, haben wir hier ein paar Tipps für Sie.
Pizza-Wein-Basics
Grundregel für Anfänger: Pizza und Wein sollten sich in ihren Aromen ergänzen. Ihr Wein sollte der Pizza nicht die Show stehlen, aber auch nicht untergehen. Im Idealfall entdecken Sie neue Aromen! Dafür greifen Sie beruhigt zu trockenen, nicht zu tanninhaltigen Rotweinen. Allrounder sind Barbera d'Asti, leichte Sangiovese, Nero d’Avola, Merlot. Auch Rosé mit mittlerem Körper und frische, trockene Weißweine mit kräftigem Körper sind eine gute Begleitung für Ihre Pizza.
Eine weitere Faustregel sagt: "What grows together, goes together". Sie liegen also meist richtig, wenn Sie regionstypische Pizzen mit typischen Weinen aus der Region paaren. Und von der nächsten Faustregel sollten Sie sich auf keinen Fall abschrecken lassen: Je komplexer die Aromen bei Pizza und Wein, desto mehr Wechselwirkungen können entstehen. Leider können sich dabei auch einige unerwünschte ergeben. So können Weine mit hohem Gehalt an Tannin, Alkohol und Weinsäure, die mit Pizzen und Tomaten kombiniert werden, zu einem metallischem Geschmack im Mund führen. Auf der anderen Seite kann Ihnen die Kombination von komplexen Aromen tolle neue Geschmackserlebnisse ermöglichen! Zum Start beginnen wir mit ein paar beliebten Kombinationen von Pizza und Wein.
Pizza-Wein-Klassiker mit Margherita
Sie ist der Anfang: Pizza Margherita. Belegt in den italienischen Nationalfarben Rot, Weiß und Grün ist sie fast ein Heiligtum. Schließlich erkämpfte sich die Liga der außergewöhnlichen neapolitanischen Pizzabäcker namens "pizzaioli" einen Platz auf der Liste der immateriellen UNESCO-Kulturerbe. Neapolitanisches Pizzabacken ist seit 2017 offiziell schützenswertes Handwerk. Ja, auch Pizza Margherita ist Weltkulturerbe und hier ist ihre Geschichte, zusammengedampft auf drei Sätze.
Laut Legende kredenzte der Pizzabäcker Raffaele Esposito zu Ehren des Besuchs der Königin Margherita in Neapel 1889 drei verschiedene Pizzen. Eine kam mit saftigen Tomaten, Büffelmozzarella und frisch gezupften Basilikumblättern dampfend aus dem Holzofen - da konnte auch die Königin nicht widerstehen. Sie erwählte diese und die Pizza trat von hier aus ihren Siegeszug um die Welt an. Wir wissen nicht, welchen Wein sie dazu getrunken hat, aber wir empfehlen zum Kulturerbe folgende:
Leichte Rotweine wie ein Barbera d’Asti, ein Dolcetto d’Alba oder ein leichter Chianti aus der Toskana bringen genügend Frucht und Weinsäure mit, um die Tomaten auszubalancieren. Wenn Sie französischen Wein lieber trinken, greifen Sie zu einem Beaujolais Cru oder einem Pinot Noir. Auch trockene Roséweine gehen mit diesem Pizzaklassiker eine gelungene Liaison ein. Frische italienische Weißweine wie Soave oder Lugana aus Venetien sowie ein fruchtbetonter, aromatischer Greco di Tufo aus Kampanien passen ebenfalls. Auch Pinot Grigio aus Südtirol oder dem Friaul-Julisch Venetien sind mit ihrer zurückhaltenden Weinsäure und aromatischen Frucht ideale Begleiter.
Die Würzig-Intensiven: Prosciutto, Oliven, Peperoni
Hier darf Ihr Wein etwas mehr Körper haben. Pizza Prosciutto mit seinem würzigen, leicht salzigen Prosciutto Cotto passt gut zu folgenden jungen Rotweinen: zu Sangiovese aus dem Chianti und süditalienischem Primitivo (Primitivo di Manduria). Als französische Alternative empfehlen wir Ihnen einen kräftigen Pinot Noir aus dem Burgund oder einen südfranzösischen Wein aus dem Languedoc-Roussillon. Möchten Sie Weißwein, greifen Sie zu einem gehaltvollen, trockenen Weißwein wie Vermentino aus Sardinien oder der Toskana, einem fruchtigen Grechetto di Orvieto oder einem intensiv-frischen Grünen Veltliner.
Salzig-intensive Aromen auf der Pizza verlangen etwas mehr Gegengewicht im Wein. Wenn Ihnen bei Pizza con Acciughe, Napoli, Etna und Salame das Wasser im Mund zusammenläuft, weil Sie Oliven-, Sardellen- oder Salami-Fan sind, wählen Sie säurebetonte, trockene Rotweine, die Frucht mitbringen. Sangiovese, Nero d’Avola aus Sizilien, samtig-weicher Merlot und sonnenverwöhnte Primitivo sind hier eine gute Wahl. Ähnliches gilt für alle anderen Pizzen mit ausgeprägten Gewürzen. Je intensiver, desto mehr Wumms darf der Wein mitbringen.
Ist Peperoni auf der Pizza (oder ähnliche scharfe Angelegenheiten), öffnen Sie einen Wein, der stark genug für die Schärfe ist! Würzige Rotweine aus Sangiovese sowie Syrah-Grenache-Blends (Rhône-Cuvées wie Châteauneuf-du-Pape und Gigondas) bringen zudem ausreichend Frucht und Süße mit. Sie können auch einen Riesling mit Restsüße dazu trinken, etwa einen Kabinett. Achten Sie vor allem bei Rotweinen darauf, dass Ihr Wein nicht zu alkoholstark ist. Es sei denn, Sie möchten die Schärfe maximal verstärken, denn genau das macht ein alkoholstarker Wein. Und ja, Vorsichtigen empfehlen wir zur scharfen Pizza wirklich Bier.
Weißer Pizza-Wein? Bianco und Meeresfrüchte!
Weißwein und Pizza? Geht unbedingt! Ganz klar passt Weißwein zu Pizzen mit frischen Meeresfrüchten. Nehmen Sie einen trockenen Weißwein mit mittlerem Körper und knackiger Weinsäure zu einer Pizza Frutti di Mare. Probieren Sie Pinot Grigio (hervorragend aus Südtirol-Trentino und Friaul-Julisch Venetien), Vermentino (etwa aus Korsika oder Sardinien) oder Verdicchio, einem Fischwein par excellence. Berühmt ist der Verdicchio dei Castelli di Jesi aus den italienischen Marken. Auch Sauvignon Blanc und Riesling sind eine gute Wahl. Wenn Sie doch bei Rotwein bleiben möchten, greifen Sie zu einem weichen Pinot Noir. Und genau diese Kombinationen können Sie auf Pizza belegt mit Gemüse anwenden.
Weißwein und Quattro Stagioni
Kommen wir zu den gehaltvollen Käse-Pizzen. Quattro Stagioni brauchen einen Weißwein, der so kräftig sein sollte, wie der intensivste Käse auf der Pizza. Ein zu leichter Wein mit subtilen Aromen wird sonst vom Käseschmelz am Gaumen galant überrollt. Gut passen daher kräftige Weißweine mit Körper und guter Weinsäure. Wir empfehlen einen cremigen Chardonnay aus dem Piemont, gern aus dem Holzfass. Sie möchten lieber Rotwein? Kein Problem, kombinieren Sie Ihre Pizza mit einem saftigen Montepulciano d’Abruzzo oder einem fruchtigen Cannonau di Sardegna. Cannonau ist die sardische Version von Grenache, die wiederum in Spanien als Garnacha bekannt ist - auch diese Weine sind also gute Partner zur Käse-Pizza. Und wenn Sie sich gar nicht entscheiden können, versuchen Sie mal etwas Sprudelndes. Mit Prosecco, Rosé-Sparklern und Champagner liegen Sie meistens goldrichtig!
Pizza-Wein zu Pilzen
Pilze sind feinaromatische Würzkünstler und gar nicht so tricky zu kombinieren. Hier gilt: Die komplexen, erdigen Aromen brauchen einen Wein-Partner, der ebenfalls komplexe, aber subtile Aromen hat. Auch hier gilt: Bitte nichts, was die zarten Pilze erschlägt, also nicht zu schwere Rotweine, die mit hohem Tannin-, Alkohol- oder Weinsäuregehalt daherkommen. Gut passen Weißweine wie ein trockener Roero Arneis aus dem Piemont, ein im Holzfass ausgebauter Chardonnay aus dem Burgund oder ein auf der Hefe gereiften Riesling. Ebenfalls vorn mit dabei ist hier wieder Pinot Grigio - ein Allrounder, der zu Pizza mit Pilzen viel Spaß macht.
Möchten Sie einen Rotwein kombinieren, gehen Sie in die Toskana. Die komplexen und konzentrierten Fruchtaromen eines leichten Chianti setzen die Pilze gut in Szene. Sollten Sie aromatische Trüffel auf Ihrer Pizza haben, darf die Wein-Begleitung intensiver ausfallen. Hier dürfen Sie einen gereiften Barolo oder Barbaresco aus dem Piemont öffnen.
Pizza Bianca
Eine weiße Pizza (Bianca) ist eine Pizza, die nicht mit Tomatensauce bestrichen wird. Das war es dann aber auch schon an Gemeinsamkeiten. Denn auch die Pizza Bianca kann von heiter bis wolkig mit allem belegt werden, was Ihnen schmeckt. Hier orientieren Sie sich an den Hauptzutaten. Grundsätzlich gilt, dass Sie nicht so viel Frucht und Weinsäure brauchen, um die Tomaten auszugleichen. Aromatisch-kräftige Weißweine wie ein süditalienischer Fiano di Avellino und ein toskanischer Vermentino sind da ein guter Anfang.
Und wie in unseren anderen Artikeln zu Wein und Essen gilt auch hier: erlaubt ist, was Ihnen gefällt. Und nun: Guten Appetit!