Wenn es die ersten Federweißer-Flaschen zu sehen sind, dann ist der Herbst quasi da. Oder zumindest im Anmarsch. Denn die ersten Federweißen tauchen bereits Mitte August auf. Da kann man innerlich noch auf leichten Sommerwein eingestellt sein, während man in Italien schon mit der Weinlese begonnen hat! Von wo aus dann eben das süße Getränk als früher kulinarischer Herbstbote nach Deutschland kommt. Heimischen Federweißer gibt es dann wenig später, meist ab Mitte September bis Ende Oktober. Und da ist dann schon mächtig viel buntes Laub auf den Wegen, wenn man draußen die Herbstsonne genießt.
Dass Federweißer und Herbst so sehr zusammengehören, hat einen einfachen Grund. Federweißer ist nämlich der erste Winzer-Genuss im neuen Wein-Jahrgang: Er wird aus den früh reifenden Sorten wie der weißen Ortega, Solaris, Bacchus, der Sieger- und der Huxelrebe gekeltert. Das sind jetzt eher keine Edelreben. Aber aus denen lässt sich eben anregend prickelnder Federweißer machen, der für herrlich unkompliziertes Trinkvergnügen sorgt.
Was ist Federweißer?
Will man wissen, warum der Federweißer so heißt, wie er heißt, kann man schon ins Grübeln kommen. Das "Weiß" leuchtet ja noch ein, schließlich wird er ja aus weißen Trauben gemacht. Aber was hat das Ganze eigentlich mit Federn zu tun? Dafür gibt es eine äußerst poetische Erklärung. Die hängt damit zusammen, dass in Federweißer Hefen schwimmen. Und ja, das hat durchaus Potenzial zur Poesie. Denn genau die erinnern an kleine schwebende Federchen - voilà, so ist das Kind zu seinem Namen gekommen! Widmen wir uns jetzt der Frage, warum sich da überhaupt Hefen drin tummeln.
Nüchtern betrachtet ist Federweißer gepresster Traubenmost, der noch gärt, wenn Sie ihn kaufen. Wenn der Federweißer beim Winzer durch die Gärung vier Volumenprozent erreicht hat, darf er ihn verkaufen. Das macht er, ohne die Hefen herauszufiltern. Denn das ist quasi erst ein halber Wein, der noch etwas weitergären soll. Sie erhalten also saftigen Traubenmost mit wenig Alkohol und viel Zucker. Plus der Hefe.
Darum gärt und rauscht es eben auch in der Flasche. Denn die Hefe ernährt sich einfach weiterhin vom Zucker im Federweißen. Dadurch steigt der Alkoholgehalt und es entsteht Kohlendioxid. Damit einem dabei die Flasche nicht um die Ohren fliegt, gibt es hier keinen fest sitzenden Korken. Stattdessen haben die Literflaschen einen locker sitzenden Schraubverschluss. Der dann eben auch Flüssigkeit durchlässt, falls man die Flasche hinlegt. Genau deswegen empfiehlt es sich, den Federweißer stehend zu transportieren und lagern.
Federweißer: Alkoholgehalt nach Wunsch
Was uns zu der Frage bringt, wie lange Federweißer denn so gärt? Die Antwort ist einfach: Solange, bis er durchgegoren ist. Oder Sie ihn stoppen. Indem Sie ihn in den Kühlschrank stellen. Dort ist es der Hefe nämlich zu kalt und die Gärung bricht ab. Bevor Sie das machen, empfehlen wir Ihnen, den Federweißen zu kosten. So finden Sie heraus, ob Ihnen das Level von Süße und Alkohol zusagt. Ist es perfekt für Sie, dann ab in den Kühlschrank mit der Flasche. Ist Ihnen Ihr Federweißer noch zu süß, lassen Sie ihn einfach bei Zimmertemperatur stehen und weitergären. Das Deutsche Weininstitut empfiehlt, ihn das erste Mal nach sechs bis acht Stunden zu verkosten. Wenn er Ihnen dann schmeckt: Ab ins Kühle!
Falls Sie Ihren Federweißer komplett durchgegoren möchten, lassen Sie ihn einfach eine Woche bei Zimmertemperatur stehen. Auf bis zu elf Volumenprozent können so die Hefen den Alkoholgehalt bringen. Dann haben Sie einen Jungwein, der geschmacklich auf der süßlich-herben Seite ist. Wenn Sie dem köstlichen Most denn so lange widerstehen können. Insgesamt empfiehlt es sich, eine angebrochene Flasche bald zu leeren. Egal, wie süß Sie Ihren Federweißen mögen - der Prickler enthält neben Hefen auch noch Milchsäurebakterien. Beide regen die Darmtätigkeit an, weswegen wir zu einem behutsamen Genuss raten.
Vielfältiger Federweißer
Stichwort behutsam. Der süffig-leckere Federweißer mit seinem filigranen Klang kann schon mal darüber hinwegtäuschen, dass er eher kein Leichtgewicht ist. Denn die Süße hat schon den ein oder anderen Genießer vergessen lassen, dass er keine Limo trinkt. Weswegen man ihn in anderen Gegenden gehaltvoller benannt hat. Als rasanten "Sturm" bestellt man ihn in Österreich beim Heurigen, in der Schweiz flitzt er als "Sauser" durch die Weinkarten und in der Pfalz prickelt er als "Bitzler" in den Gläsern. In Rheinhessen faucht er sanft als "Rauscher" aus der Flasche. Allesamt Namen für ein Getränk mit Schmackes und Lebendigkeit!
Übrigens: wenn Sie Schmackes in Rot bevorzugen, haben wir eine gute Nachricht. Es gibt den süßen Federweißen nämlich auch aus den roten Sorten Dornfelder und Frühburgunder. Folgerichtig heißt er dann auch Federroter. Aber ganz egal, in welcher Farbe Sie ihn lieber trinken, wir hätten da noch einen Genuss-Tipp parat. Beide schmecken am Besten mit einem Stück dampfenden Zwiebel- oder Flammkuchen. Auf einen genussvollen Herbst!
© Titelbild: Deutsches Weininstitut
3 Antworten auf „Federweißer: Auf in den neuen Weinjahrgang!“
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