"Der Sabathi mit den Wurzeln". So wird Hannes Sabathi oft genannt. Das hat natürlich zum einen mit den prägnanten Etiketten seiner Weine zu tun, auf denen Rebenwurzeln die Optik bestimmen. Zum anderen liegt in diesem Titel aber auch eine tiefere Wahrheit verborgen. Denn Hannes Sabathi brennt für den Boden! In seinen Weinbergen hat er Löcher gegraben und den Erdboden untersucht, um das Zusammenspiel von Boden und Rebsorte noch besser zu verstehen. "Vom Boden bekommt der Wein seinen unverwechselbaren Charakter. Das fasziniert mich. Hier liegt für mich die Wahrheit im Wein", betont er. Oder in anderen Worten: "Geiler Boden, geiler Wein", wie es der Winzer gerne lapidar auf den Punkt bringt.
Und tatsächlich. Diese Liebe zum Terroir kann man schmecken! Denn stets zeigen die Weine von Hannes Sabathi Klarheit und Tiefe, eine präzise Bodencharakteristik sowie die Individualität des Jahrganges. Man merkt, hier ist ein Winzer am Werk, der nicht nur sein Handwerk bravourös versteht, sondern sich auch zurücknehmen kann. Mit viel Gespür für das von Jahr zu Jahr unterschiedliche Zusammenspiel von Boden, Rebsorte und Wetter lässt er seine Weine entstehen: "Ich sehe mich nicht als 'Weinmacher', denn ich 'mache' keine Weine. Der Boden und der Jahrgang machen den Wein", erklärt er seinen Zugang als Winzer.
Hannes Sabathi: Ein Leben für den Wein
Wer nach dem 'Weniger ist mehr'-Prinzip agiert wie Hannes Sabathi, braucht viel Erfahrung, Mut zu Neuem, Intuition, Vertrauen in die Natur und vor allem Geduld. "Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern", weiß nicht nur der Winzer, sondern auch schon Konfuzius. Und etwas "Großes" hatte er von Anfang an im Sinn.
Der Hof der Familie Sabathi liegt am Kranachberg in der Südsteiermark nahe dem Ort Gamlitz und ist seit 1860 in Familienbesitz. Lange Zeit wurde eine gemischte Landwirtschaft betrieben. Erst Sabathis Vater Otto legte den Fokus auf den Weinbau, um den hauseigenen Buschenschank mit Wein zu versorgen. Hannes Sabathi wuchs also quasi zwischen den Reben auf. Schon in sehr jungen Jahren hegte er den Wunsch, besondere Weine zu machen. 2005, mit gerade mal 25 Jahren, übernahm der Winzer die volle Verantwortung für den Betrieb, legte die gemischte Landwirtschaft ad acta, und machte sich auf die Suche nach dem Besonderen.
Hannes Sabathi und die unterschiedlichen Böden
Genau das ist auch heute noch sein Bestreben. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie. Karin Sabathi hält dem "Bodenforscher" den Rücken frei, in dem sie beschwingt das Backoffice des Weingutes leitet. Die gemeinsamen Töchter Katharina und Philippa versprühen Lebensfreude in allen Ecken des Weingutes. Und auch die Eltern sind im täglichen Betrieb nicht wegzudenken. Heute bewirtschaftet der Winzer 30 Hektar in der Südsteiermark und 4,5 Hektar am Grazer Kehlberg. Dabei geben die einzelnen Lagen mit ihren unterschiedlichen Böden vor, welche Rebsorte wo am besten gedeiht. Wie sollte es bei Hannes Sabathi auch anders sein.
Schließlich hat jede Riede, wie die Lagen in Österreich heißen, eine sehr spezifische geologische und mineralische Geschichte. Diesen individuellen Charakter will Hannes Sabathi auch in den Weinen weiterleben lassen. Dazu greift er möglichst wenig ein und lässt der Natur ihren Lauf. "Schon immer war es mein Traum, Weine von unterschiedlichen Böden zu vinifizieren", so der Winzer. Diesen Traum hat er sich erfüllt. Höchste Zeit, dass wir uns also mal die unterschiedlichen Rieden und die Weine, die in ihnen entstehen, etwas genauer anschauen.
Kehlberg und Loren
Im Südwesten der Landeshauptstadt Graz liegt auf 420 bis 520 Metern Meereshöhe die Steillage Kehlberg, mit südlicher Ausrichtung. Der lehmige Tonboden, welcher auf Grazer Kalke und Dolomite aufbaut, verleiht den hier wachsenden Trauben eine unverwechselbare kühle Würze. Hier gedeihen SauvignonBlanc, Grauburgunder und Gelber Muskateller. Die spannende Thermik, bestehend aus warmen Aufwinden und dem wärmenden Einfluss der nahen Stadt, die eine samtige Note in die Weine bringt.
2010 konnte Hannes Sabathi in der Monopollage Loren, am berühmten Pössnitzberg in Leutschach, Reben pflanzen. Die Riede liegt auf 550 Metern Meereshöhe und ist nach Süden ausgerichtet. Der schwere Opokboden (auch grauer Kalkmergel genannt, ein Gemisch aus Kalk und Lehm) verleiht dem Wein Tiefe und kraftvolle Substanz am Gaumen. Die prägnante Weinsäure rührt vom hohen Kalkanteil im Boden her. Hier hat der Winzer vornehmlich Sauvignon Blanc gepflanzt.
Kranachberg und Jägerberg
Sauvignon Blanc dominiert dann auch in der legendären Riede Kranachberg. Die Kessellage mit Süd-Südwest-Exposition liegt auf rund 500 Metern Meereshöhe. Der Boden besteht aus durchlässigem, kalkhaltigen, sandigen Schotter, der eine frische und salzige Mineralik in die Weine bringt wie kaum ein anderer. Weine von dieser Lage sind immer von einer sehr nervigen, eleganten Struktur geprägt.
Und dann ist da noch die Riede Jägerberg in Gamlitz. Die Südlage befindet sich auf rund 350 Metern Meereshöhe und ist dank der sandig-lehmigen Struktur und des kalkhaltigen Bodens ein idealer Standort für Burgundersorten. In dieser Lage wachsen deswegen vor allem Grauburgunder, Chardonnay und Weißburgunder, die hier eine warme, florale Frucht und einen eng strukturierten, festen, mineralischen Körper entwickeln.
Von Qualität getrieben: Winzer Hannes Sabathi
"Wer sich auf die Natur einlässt und sich selbst zurücknimmt, kann Weine entstehen lassen, die uns erzählen woher sie kommen - aus diesem Gebiet, aus diesem Ort, aus dieser Lage", ist Hannes Sabathi überzeugt. Die Weichen, um diesen zukunftsweisenden Ansatz zu realisieren, stellte der Winzer bereits mit dem Jahrgang 1999, indem er sein Sortiment in Rieden- und Gebietsweine gliederte. Die Kategorie der Ortsweine folgte mit dem Jahrgang 2011. Mit dem Jahrgang 2018 wurden die steirischen DAC-Gebiete (Districtus Austriae Controllatus) installiert und nach genau diesem Modell - Gebietsweine, Ortsweine und Riedenweine - strukturiert. In Sachen Qualitätsgliederung war der Winzer also einer der großen Vorreiter der Südsteiermark.
So klar der Winzer die Unterschiede für sich definiert hat, was alle seine Weine eint, sind Eigenständigkeit und Charakterstärke. Und das bereits beim Einstiegslevel, das hervorragenden Alltagsgenuss verheißt. Noch spannender sind dann natürlich die Riedenweine. Hier lohnt es sich zudem, die unterschiedlichen Lagen einmal nebeneinander zu verkosten. Die Unterschiede werden auch Sie zum Staunen bringen.
Titelbild: © Weingut Hannes Sabathi