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Abruzzen Italien

Abruzzen: Italienische Weinregion mit spannender Vielfalt

Mit ihren kräftigen Rotweinen, charmanten Weißweinen und einem ganz besonderen Rosé, sind die Abruzzen als mittelitalienisches Anbaugebiet in mehr als einer Hinsicht einzigartig. Schauen wir uns das mal genauer an.

Streng genommen sind die Abruzzen kein verstecktes Juwel mehr. Sie genießen schon seit geraumer Zeit einen guten Ruf für hervorragende Weine. Aber wenn schon nicht als verstecktes Juwel, so könnte sie doch als eine der einzigartigsten Weinregionen Italiens bezeichnet werden. Es gibt mehrere Gründe, warum die Abruzzen dieses Prädikat verdienen. Welcher davon der wichtigste ist? Nun, die Abruzzen liegen im grünsten Gebiet von ganz Europa! Fast die Hälfte des Gebiets ist mit Nationalparks bestückt. Und mit den 38 geschützten Naturgebieten haben die Abruzzen alles, was eine faszinierende (und atemberaubende) Weinregion ausmacht. Als siebtgrößtes Anbaugebiet Italiens sind die Abruzzen zwar kein Gigant wie die nahe gelegene Toskana. Aber was der Region an Weinvolumen fehlen mag, macht sie mit Finesse wett.

Abruzzen: Ideale Bedingungen für den Weinbau

Geographisch gesehen liegen die Abruzzen in Mittelitalien, südlich des Bereichs Marken, direkt östlich von Rom. Trotz der zentralen Lage sind die Abruzzen kulturell südlich geprägt - von den reichhaltigen, mit Meeresfrüchten gespickten Gerichten der Region, über die vielen Sonnenstunden bis hin zum langsamen Leben an der Adria, die die Abruzzen im Osten begrenzt. Die Abruzzen verfügen nicht nur über eine üppige grüne Vegetation und eine sonnige Küste, sondern auch über sanfte Hügel, die in das Apennin-Gebirge übergehen. Das schafft beste Bedingungen für einen erfolgreichen Weinbau. Und das schauen wir uns mal genauer an.

Sanfter Hügel mit Olivenbäumen und Weinreben in den Abruzzen in Italien
Mit sanften Hügeln können auch die Abruzzen aufwarten.

Manche Weinregionen haben mit Trockenheit, einem Übermaß an Feuchtigkeit oder Niederschlägen oder vielleicht sogar mit zu wenig Sonnenstunden und einer zu starken Bewölkung zu kämpfen. Die Abruzzen mit ihren 30.000 Hektar Rebfläche haben jedoch mit keinem davon ein Problem. Der Apennin schützt das Gebiet vor vielen Weststürmen und geht in Ausläufer über, die genau die richtige Höhe und Ausrichtung für das Gedeihen der abruzzesischen Weinreben bieten. Diese fühlen sich hier sehr wohl - tagsüber gibt es warme Temperaturen in den Ausläufern, mit einem Temperaturabfall in den Abendstunden. Zusätzlich kühlen am Tage Meeresbrisen, die vom Osten landeinwärts wehen, die Rebstöcke. All dies fördert die Reifung der Trauben und sorgt für ein perfektes Gleichgewicht von Weinsäure und Zucker. 

Weingläser mit Rosé auf einem festlich deckten Tisch

Abruzzen: Von literarischen Größen geliebt

Obwohl die Abruzzen schon seit der Jungsteinzeit von Menschen besiedelt wurden, nahm die Region erst vor fast 2.000 Jahren das Aussehen an, das wir heute kennen. Schon damals rühmten die Römer das Gebiet für seine fruchtbaren Böden. Der Dichter Ovid (43 vor Christus bis 17 nach Christus) schrieb über die enormen Möglichkeiten, die die Abruzzen für den Weinanbau bieten. In der Tat waren die Gewächse der Abruzzen bei vielen großen Literaten der Antike beliebt. In der Geschichte des Römischen Reiches schrieb Polybios (200 bis 120 vor Christus), dass die Weine die Soldaten stärkten. Und auch Plinius der Ältere (24 bis 79 nach Christus), der oft als erster Weinschriftsteller gilt, bescheinigte den abruzzesischen Weinen eine bemerkenswerte Qualität.

Rebstock mit blauen Trauben in der Morgensonne
Bereits die antiken Dichter rühmten die Reben der Abruzzen.

Wie sich die Region aufgliedert

Die Abruzzen bestehen aus den vier Provinzen L'Aquila, Teramo, Pescara und Chieti, in denen es mit Montepulciano d'Abruzzo Colline Teramane und Tullum zwei DOCGs (Denominazione di Origine Controllata e Garantita), sieben DOCs (Denominazione di Origine Controllata) und acht IGPs (Indicazione Geografica Protetta) gibt. Aber die Abruzzen waren nicht durchgängig die aufregende und vielversprechende Weinregion, die sie heute wieder ist. Jahrzehntelang gab es nur zwei ausgewiesene Anbaugebiete - Montepulciano d'Abruzzo DOC und Trebbiano d'Abruzzo DOC. Wie ein Großteil Europas, war auch diese Region 1988 stark von der EU-Reblaussanierungsregelung betroffen, die den Winzern Anreize bot, ihre Rebstöcke zu roden, um den Weinüberschuss zu bekämpfen. 

Doch im Jahr 2002 schloss sich eine Gruppe von Winzern und Weinbauern zusammen und gründete ein Konsortium zum Schutz der Abruzzen-Weine. Heute sind es mehr als 130 Mitglieder, die die Qualität der abruzzesischen Gewächse vorantreiben. Sie sorgen nicht nur dafür, dass die Produktionsstandards eingehalten werden, sondern kämpfen auch gegen Fälschungen und setzen sich für die Förderung des Tourismus in der Region ein. Sie haben so gezeigt, dass man mit ein wenig Leidenschaft sehr weit kommen kann. Dadurch bringen die Abruzzen wieder einige sehr aufregende, vom Terroir geprägte Weine hervor, die unnachahmlich sind. Und wenn Sie jetzt ein DOC- oder DOCG-Siegel auf einem Wein aus den Abruzzen sehen, wissen Sie, dass das Konsortium eine treibende Kraft hinter dem Schutz und der Bewahrung der Herkunft ist.

Karte der Weinregion Abruzzen in Italien
Die Abruzzen im Detail. © Wine in Black

Roter Rebsorten-Star der Abruzzen

Die Montepulciano-Traube ist eine rote Rebsorte, die tatsächlich aus den Abruzzen stammt. Sie wurde erstmals 1792 von einem Archivar Königs Ferdinand IV. erwähnt. Übrigens hat sie nichts mit der bekannten toskanischen Weinregion Montepulciano zu tun, aus der der berühmte Vino Nobile stammt. Montepulciano, eine spät reifende Rebsorte, wird in ganz Italien auf mehr als 34.000 Hektar angebaut. Hier in den Abruzzen macht sie mehr als 80 Prozent aller Weinberge aus.

Blick auf einen Weingarten in Italien

Sie können von diesem Wein einen eher geradlinigen, trockenen Stil erwarten - mittlere Weinsäure, samtige, sanfte Tannine, mittlerer Körper mit kräftigen Aromen von schwarzen Kirschen und dunklen Pflaumen. Wenn er im Edelstahl vinifiziert wird, ist Montepulciano d'Abruzzo der perfekte Wochenendwein, der zu einer Pizza oder Pasta passt. In den Abruzzen wird Montepulciano fast immer als reinsortiger Wein gekeltert, der sich aufgrund der hohen Anthocyan-Konzentration in den Traubenschalen durch eine reiche Farbgebung auszeichnet.

Die Reifung in Eichenholz kann indes eine sehr kraftvolle Seite dieser Traube zum Vorschein bringen. Sie wird dadurch reicher und dichter, mit konzentrierterem Fruchtgeschmack. Diese Weine sind sicherlich nicht alltäglich. Vor allem in Verbindung mit herzhaften Gerichten wie zum Beispiel geschmortem Lamm, kommt der Montepulciano d'Abruzzo richtig zur Geltung. Obwohl diese Weine oft jung getrunken werden, hält ihre tanninhaltige Struktur der Alterung recht gut stand. Sie können sie also auch ohne Probleme lagern.

Blick auf einen Weingarten in Italien
Montepulciano-Weingarten in den Abruzzen.

Die weiße Seite der Abruzzen

Sie sehen: Wein aus den Abruzzen ist mehr als nur eine Eintagsfliege. Ja, die Region ist für ihre berühmte rote Traube bekannt. Aber sie produziert auch den Weißwein Trebbiano d'Abruzzo in Stilen, die für junge Gewächse erstaunlich komplex sind. Der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes (1547 bis 1616) lobte einst in seinem Werk "Novelas Ejemplares" die Feinheit des Trebbiano d'Abruzzo. Damit verhalf er der Traube im 17. Jahrhundert zu einiger Anerkennung. Heute wird Trebbiano d'Abruzzo oft in frischen, unkomplizierten Stilen mit Noten von weißem Pfirsich, Zitronenschale und grünem Apfel bereitet.

Italien ist für seine autochthonen Rebsorten bekannt. Mit den weißen Sorten Passerina und Pecorino (bitte nicht mit dem Käse verwechseln) bilden die Abruzzen da keine Ausnahme. Aber auch internationale Trauben sind hier zu finden. Zum Beispiel Merlot oder Chardonnay. Letztere verschneiden die Winzer gerne mit Trebbiano d'Abruzzo, um den Wein reicher zu machen.

Flasche Wein und Weinglas samt zwei Gabeln auf einem Tisch
Auch Weißweine aus den Abruzzen lassen sich gut mit Speisen kombinieren.

Ein einzigartiger Rosé

Ein weiteres Juwel der Abruzzen ist der Cerasuolo, ein geschützter Rosé aus den Provinzen L'Aquila, Chieti, Pescara und Teramo. Dabei handelt es sich um einen tiefrosa Wein, der vor der Pressung eine 24-stündige Mazeration durchläuft. Cerasuolo, was so viel wie "blasses Kirschrot" bedeutet, ist ein Rosé, der in direktem Gegensatz zu den helleren, lachsfarbenen Rosé-Weinen aus der Provence steht. Er ist deutlich kräftiger als viele andere Rosé-Weine, zeigt mehr Tannine und rote Früchte. Wenn Sie leichtere Rotweine wie Beaujolais oder Pinot Noir mögen, könnte Ihnen dieser saftige Rosé gefallen. Vor allem, wenn Sie ihn leicht gekühlt zu einer Pizza genießen.

An köstlichen italienischen Gewächsen mangelt es nicht. Aber wenn man einen Wein aus den Abruzzen trinkt, wird deutlich, dass in dieser Region ein tief verwurzelter Sinn für den Ort vorhanden ist. Diese vom Terroir geprägten Weine eignen sich für eine Vielzahl von Gaumen. Und können mit ihrer Vielfalt an Stilen - Rosé, tiefe Rotweine und frische Weißweine - die perfekte Ergänzung zu fast jedem Gericht darstellen!

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